Bericht vom Epiphaniastreffen 2024 des Konvents Württemberg der EMB und des BD Konvent Baden-Württemberg: Wir waren eingeladen, darüber nachzudenken, was Maria für uns bedeutet und welche Bilder wir mit ihr verbinden. Am Freitagabend konnte man ein Bild mit einer Mariendarstellung auswählen und nachspüren, welches Motiv am besten zu einem passt. Am Samstag-Vormittag gab Pfarrerin Karin Lilie in ihrem Vortrag einen breiten Überblick über die Rollen Marias in der Bibel, in der kirchlichen Tradition und den Dogmen, in Festen und Mariendarstellungen. Am meisten erfahren wir von Maria im Lukasevangelium (Verkündigung des Engels, Besuch bei Elisabeth, Marias Lobgesang, Weihnachtsevangelium, 12-jähriger Jesus im Tempel). Die Apostelgeschichte berichtet in Apg 1,14, dass Maria nach dem Tod Jesu zum Jüngerkreis gehörte. Über ihre Person erfahren wir aber wenig. Sie war eine Frau aus Nazareth, einem unbedeutenden Dorf, aus einer Familie ohne besonderes soziales Ansehen. Dass Maria Jesus als Jungfrau zur Welt brachte, wurde ab dem 5. Jahrhundert von fast allen Bischöfen vertreten und im 1. Laterankonzil im Jahr 649 festgeschrieben. Biblisch ergibt sich dies aus Matthäus 1, 18 ff. Im geistlichen Sinne bedeutet dies, dass Gott aus Gnade erwählt, ohne Voraussetzungen. Die Kraft des Heiligen Geistes kommt über sie. Maria ist das Gefäß, in das Gott sein Wesen eingießt. Ihre Aufgabe besteht darin, das Mensch gewordene Wort Gottes in die Welt zu tragen. In der Volksfrömmigkeit und Dogmengeschichte der römisch-katholischen Kirche wird Maria immer mehr zum Symbol der Reinheit und zur Vollendeten. Daraus ergeben sich unterschiedliche Sichtweisen im Verhältnis zur evangelischen Theologie. Auf einer höheren Ebene können diese unterschiedlichen Sichtweisen überwunden werden, wenn man die Hingabe Marias und die gnadenhafte Würdigung durch Gott nach dem biblischen Zeugnis als ein Beispiel lebendigen Glaubens sieht. Karin Lilie kam daher in ihren Ausführungen, die sie mit vielen Darstellungen aus der sakralen Kunst unterlegte, zu folgendem Fazit: Maria ist eine einfache Frau. Gott hat ihre Niedrigkeit angesehen (siehe Lobgesang der Maria). Sie stellt sich ihm in freier Entscheidung ganz und gar zur Verfügung und dient ihm, damit Gott in die Welt kommt. Das ist ihre Würde und Heiligung. Am Nachmittag wurde dies meditativ in Arbeitsgruppen vertieft. So machten wir uns in langsamen Schritten auf den Weg und spürten dabei nach, dass Maria beim Besuch von Elisabeth auch eine Pilgerin war. In einer anderen Gruppe stellte Martin Frieß verschiedene Vertonungen des Ave Maria vor. Dietrich Hub wies verschiedene ungewöhnliche Zugänge zu Maria auf und Ursula Ast (BD) lud zur Betrachtung einer Ikone „Maria unverbrennbarer Dornbusch“ ein, die in besonderer Weise Altes und Neues Testament verbindet. Das Wochenende fand am Sonntag seinen Abschluss in der Messe und einer lebendigen Austauschrunde. Aus ihr ergab sich, wie fruchtbar der Austausch über Maria für die Teilnehmenden war.
Eberhard Proissl (EMB)