Als Salz der Welt in der Diaspora ausgestreut – Kirche bleibt auch und gerade in einer Minderheitensituation unverzichtbar
Der Frühjahrskonvent von Ev. Michaelsbruderschaft Württemberg und der Gemeinschaft St. Michael Süd Ende April 2024 stand ganz unter dem Gedanken der Veränderung und dem Zustand der Diaspora vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Volkskirche.
Den Auftakt machte Ingrid Sengpiehl-Schlam mit grundlegenden Ausführungen zum Veränderungsmanagement anhand des Dreiphasenmodell von Kurt Tsadek Lewin, dem bekannten deutschen Sozialpsychologen. Ingried Sengpiehl-Schlam erläuterte: „Das Modell überschreibt drei Phasen, in deren zielgerichtete Veränderungen z.B. von Unternehmen zur Anpassung an geänderte Marktverhältnisse ablaufen. Die 1. Phase heißt „Auftauen“, denn es gilt Widerstände gegen das Losgelassen von Vertrautem zu überwinden; die 2. Phase heißt „Veränderung“, denn auf Grundlage neuer Informationen bilden sich neue Reaktionsweisen heraus; die 3. Phase heißt „Einfrieren“ im Sinne von Stabilisierung und Integration der Veränderungen. Veränderung und Diaspora erscheinen als zwei Seiten einer Medaille. Beide vertreiben das Paradies der Gewohnheiten. Wie Gott einst Adam und Eva wegen ihres Ungehorsams vertrieb und sie Gewohntes und lieb Gewonnenes zurücklassen mussten, gehören zum Christsein auf der Suche nach Gott Veränderungsprozesse aus Reue und Umkehr, um Irrwege zu korrigieren.“
Als besonderen Gast für den Konvent konnten Ulrich Deißinger und Horst Schmelzle den Reutlinger Prälaten Markus Schoch begrüßen. Dessen besonderer Lebensweg hat ihn von Württemberg ins Baltikum, nach Russland und als Bischof nach Georgien geführt, zugleich immer in Rückbindung mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Gerade aus diesen Erfahrungen als Teil einer kleinen Minderheitskirche heraus, konnte Prälat Schoch die neue Studie zum Rückgang der Kirchenmitgliedschaften (KMU 6) anschaulich vortragen (zu den Ergebnissen siehe https://kmu.ekd.de/). Dieser dramatische Schrumpfungsprozess verursacht massive Einsparmaßnahmen bei Stellen, Gebäuden und Strukturen der Landeskirche in den kommenden Jahren. Fast ein gesamter Kirchenbezirk von rund 50.000 Menschen verliere die Landeskirche jedes Jahr, so der Prälat. Die Ursachen seien vielfältig. Dennoch und vielleicht gerade deshalb rief der Prälat die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu einem beherzten, fröhlichen und mutigen Christsein auf. Kirche gebe es seiner Erfahrung nach in einer Minderheitenposition in der Diaspora in unterschiedlichen lebendigen Formen. Neben der Arbeit von Pfarrpersonen, kirchlichen Kitas und der Diakonie nehmen auch die Gemeinschaften als Leuchtpunkte eine wichtige Funktion in einer säkularen Welt wahr. Es muss nicht alles überall vorhanden sein; wir müssen künftig Schwerpunkte setzen, so Prälat Schoch.
Weitere Höhepunkte des Konvents waren der Sonntagmorgengottesdienst mit einer Predigt von Sabine Bayreuther zum Sonntag Kantate und die Wallfahrt am Samstagmorgen, vorbereitet von Norbert Lurz anhand von Texten von Papst Franziskus. Die Wanderer und Wanderinnen konnten den Sonnenschein am frühen Morgen und die wunderbare Natur um den Kirchberg mit Wald, Feldern und Seen ausgiebig genießen. Die Bruderschaft freute sich zudem über die Aufnahme von Stephan Bleiholder in die Probezeit.
Norbert Lurz, EMB