Bericht über den Osterkonvent in Herborn 2024

Bericht vom Osterkonvent des GSM-Konvents Mitte und des EMB-Konvents Hessen in Herborn, 12.-14.4.24

Am Wochenende des „Guten Hirten“ hatten die GSM-Konvent-Mitte und die Michaelsbrüder aus Hessen zum Osterkonvent in das Theologische Seminar im Schloss Herborn eingeladen (Foto oben). Eine große Gruppe von mehr als 30 Geschwistern war der Einladung gefolgt, darunter auch vier Gäste vom GSM-Konvent Süd, mit Matthias und Inke aus dem Leitungskreis. Die nach dem Abendessen am Freitag sich anschließende Vorstellung der Teilnehmer übernahmen Jürgen Renner für die Michaelsbrüder und Katharina Hiecke für die GSM. Anschließend blieb noch Zeit, sich beim geselligen Beisammensein in persönlichen Gesprächen näher kennenzulernen und einander auf den neuesten Stand zu bringen.

Der Samstag stand thematisch unter der Überschrift „Wandel in Kirche und Gesellschaft“. Hierzu gab es drei Vorträge, die verschiedene Aspekte des Wandels beleuchteten:

Bruder Thomas Kraft (EMB) führte aus, dass der Wandel in der Kirche beobachtet werden kann, wenn man sich die zunehmende Praxis vor Augen führt, dass Kasualien, insbesondere Trauungen und Beerdigungen mehr und mehr als Dienstleistung abgerufen werden. Es gibt sogar schon Kasual-Agenturen, in denen diese Dienstleistungen ganz unabhängig von der Kirche eingekauft werden können. Wie weit kann und soll die Kirche diesem Trend folgen? Wie ist das mit den eigentlichen Zielen der kirchlichen Arbeit, nämlich Verkündigung des Evangeliums und Mission, vereinbar? Das Thema „Segen als Dienstleistung“ wurde anschließend lebhaft diskutiert.

Der Wandel in der Gesellschaft wurde uns am Nachmittag von unserer Schwester Petra Reitz (Konvent Norden) eindrucksvoll dargestellt. Sie zeigte auf, wie die Friedensethik der Kirche sich seit dem ersten Weltkrieg entwickelt hat. Es war eine pazifistische Friedensethik, vertreten u.a. durch Martin Niemöller. Mit der Aufstellung der Bundeswehr und der Schaffung der evangelischen Militärseelsorge gab es dann noch einen anderen Weg. In den Heidelberger Thesen 1959 wurde der Kompromiss gefunden, dass einerseits „Frieden schaffen ohne (Atom-)Waffen“ unverzichtbar sei, andererseits der Friede aber nur durch Abschreckung geschützt werden könne. Die Referentin wies darauf hin, dass bei der Durchsetzung einer Friedensethik die Normen des liberalen, pluralistischen und sozialen Rechtsstaates als Grundlagen betrachtet werden. Diese können aber nicht für alle Völker vorausgesetzt werden, die häufig nach ganz anderen Normen leben. Außerdem „ist der Mensch nicht gut von Jugend an, und wir können nicht voraussetzen, dass alle immer nur gute Absichten haben“. Das heißt, heute kann nur eine „Ethik des Vorläufigen“ auf der Basis einer „skeptischen Anthropologie“ gelten, um eine „Ordnung nach dem Maß des menschlich Möglichen“ und damit eine relative Sicherheit bzw. Frieden zu schaffen. So kann man fragen: Wenn die Ukraine ihre Atomwaffen nicht 1996 abgegeben hätte, wäre sie dann in dieser Form angegriffen worden? Das Thema der aktuellen friedensethischen Herausforderungen für das kirchliche Denken wurde anschließend lebhaft mit unserer Schwester Petra diskutiert (Foto unten links).

Als dritter Aspekt wurde nach der Vesper am Samstag noch das Buch von Justus Geilhufe vorgestellt: „Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche.“ Der Autor wurde 1990 in Dresden geboren, ist dort aufgewachsen und heute Pfarrer in Freiberg/Sachsen. Er sieht mit Sorge, wie die evangelische Kirche in Deutschland schrumpft. Gleichzeitig nimmt er besonders und gerade im atheistischen Osten eine lebendige Kraft des Glaubens an der Basis wahr. Er sieht, dass das Interesse an der Botschaft und dem Vorbild Jesu wächst. Dies legt er in seinem Buch anhand von vielen Beispielen aus seiner persönlichen Erfahrung dar, die nicht unumstritten im Geschwisterkreis diskutiert wurden.

Am Samstag standen auch Treffen der einzelnen Konvente auf dem Programm, die Gelegenheit boten, einander zu berichten, wie es uns seit dem letzten Treffen ergangen ist und welche persönlichen Themen gerade anstehen. In der GSM Mitte war man sich einig, dass auch im kommenden Jahr wieder ein Osterkonvent mit den Michaelsbrüdern stattfinden soll. Als nächster Konventstermin steht der 3.8. und der 4.8.24 in Frankfurt bei den Diakonissen fest. Am ersten Advent (1.12.24) trifft sich der Konvent-Mitte ebenfalls in Frankfurt zum Adventskonvent. Gäste sind wieder herzlich willkommen. Die Einladungen erfolgen rechtzeitig. Zu berichten ist noch, dass in der Vesper am Samstagabend Herbert als mein Helfer feierlich von Matthias eingesetzt wurde, wie in unserer Gemeinschaft jetzt üblich.

Kurz vor dem Osterkonvent hatte uns die Nachricht vom plötzlichen Tod des Bruders Gregorius erreicht. Da die Beerdigung am Samstag, 12.April stattfinden sollte, machte sich eine Delegation von Herborn aus auf den Weg nach Kastellaun, um an der Beerdigung teilzunehmen. Sie berichteten uns am Abend von einer bewegenden Feier. Abschließend spielte Matthias Gössling uns eine Tonaufnahme von Bruder Gregorius vor, die für ein Seminar über Liturgie auf dem Kirchberg entstanden war. Für diejenigen, die ihn gekannt haben – das waren wohl die meisten -, war das noch einmal ein bewegender Moment und eine würdige Form, Abschied zu nehmen.

Den Sonntag begannen wir mit einer Meditation. Zum Gottesdienst waren wir in der nahen Evangelischen Stadtkirche bzw. im dortigen Gemeindehaus. Dort versammelte sich eine große Gemeinde, um die evangelische Messe mit uns zu feiern. Die Leitung der Liturgie hatte der Älteste der Michaelsbrüder, Volker Truschel, übernommen, die Predigt der Leiter des Theologischen Seminars Herborn, Prof. Stefan Claaß.

Vor Beginn des Gottesdienstes hörte ich, wie hinter mir eine Frau aus der Gemeinde einen neben ihr sitzenden Michaelsbruder fragte, wer wir sind und wie wir leben. Seine Antwort war, dass wir zwar kein gemeinsames Leben führen, uns aber regelmäßig treffen, um gemeinsam zu beten, Eucharistie zu feiern und einfach zusammen zu sein. Diese Worte habe ich mit nach Hause genommen als Zusammenfassung der Tage in Herborn, vielleicht noch ergänzt durch das Wissen: Wir bauen gemeinsam an der Kirche!

Nach dem Mittagessen schlossen wir dann den Konvent mit dem Reisesegen im Innenhof des Schlosses ab. Ich bin dankbar, dass ich als Gast vom Südkonvent an diesem Osterkonvent teilnehmen durfte – dankbar für alle Begegnungen und Gespräche und auch für die Impulse, die wir erhalten haben.

Heidrun Keller
GSM Süd

Theologisches Seminar Herborn

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