Predigt zum Sonntag Jubilate

2.Thess.3+5
Der Herr ist treu, er wird euch stärken und bewahren vor allem Bösen.
Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.       

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, selbst in den Kirchen, steht deutlich:
Bitte Abstand halten!

Maskenpflicht gilt in der Öffentlichkeit. Es mutet uns seltsam ungewohnt an.

Kontakte in Krankenhäusern und Seniorenwohnheimen sind streng untersagt. Viele Menschen sterben einsam ohne die Nähe und Zuwendung ihrer Angehörigen. Das bedeutet großes Leid. Für Trauergemeinden ist die Anzahl der Teilnehmer begrenzt. Digitale Gottesdienste können nicht annähernd die „Gemeinschaft der Heiligen“ ersetzen. Schulen sind teilweise geschlossen.

Wir erleben eine weltweite Lähmung von Wirtschaft und Kultur, auch die Versorgung von Flüchtlingen in den Kriegsgebieten ist gefährdet.

Unsicherheit und Angst breiten sich aus weil die Welt so unendlich viele Brandherde hat, und sie rücken näher nach Mitteleuropa.

Die modernen Medien machen uns täglich zu Augenzeugen von Naturkatastrophen, Verletzungen von Menschenrechten…

Wissenschaftler, Politiker und Kirchliche Hilfsorganisationen mühen sich redlich um Abhilfe, und doch bleibt eine düstere Ahnung, wie ohnmächtig wir Menschen sind angesichts aller Herausforderungen.

Der Apostel Paulus schreibt den bedrängten Christen zu Thessalonich, heute Thessaloniki in Nordgriechenland, diese Mut machenden Worte:
„…Richtet eure Herzen, eure Gedanken und Pläne, aus auf Jesus wie ein Kompass auf seine Liebe…“

Der Apostel hatte erlebt, daß unser Gebet die wunderbare Brücke ist, die uns verbindet mit dem lebendigen Gott, bei dem es durch seinen Sohn Jesus Christus nicht mehr heißt: Abstand halten!

Er besucht und sucht uns Menschen. So haben wir es in der Weihnachtsbotschaft gehört: „Sehet doch, Gott will so freundlich und nah zu den Verlornen sich kehren.“ (EG 41)

Was oder wer gibt uns Halt, wenn alle Sicherungen durchbrennen?

Am Sonntag Jubilate nach Ostern werden wir daran erinnert, daß Jesus allen düsteren Geistern die Macht genommen hat wenn er uns sagt: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Off.1,18)

Die trostlosen Jünger damals nach Ostern auf dem Weg von Jerusalem nach Emaus brauchten lange, bis sie erkannten, wer da mit ihnen ging und erst als sie den „Fremden“ in der Herberge baten:“Herr, bleibe bei uns… und ER das Brot brach und sagte:“Das ist mein Leib für euch gegeben…“ da erkannten sie ihn und wurden froh.

Freut euch! Unser Herr ist mit auf dem Lebensweg unter den „Wahr-Zeichen“ der Hl. Sakramente. Er steht zu seinen Zusagen ohne Verfallsdatum. Ja, „ER ist erstanden, hat uns befreit; dafür sei Dank und Lob allezeit. Uns kann nicht schaden Sünd oder Tod, Christus versöhnt uns mit unserem Gott…“ (EG 116) Das beginnt in der Hl. Taufe, wenn uns zugesagt wird:“Fürchte dich nicht! Ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“

Durch das ganze Neue Testament erklingt als Folge von Ostern der Aufruf:
„Richtet eure Herzen aus auf Jesus“, werdet sensibel wie Seismographen für die Erschütterungen und Verwerfungen in der Gesellschaft, denn Jesus Christus spricht:
„Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Jahreslosung Luk.6,36)

Weil wir gegenwärtig als Neutestamentliche Gemeinde von Ostern her schon die pfingstliche Botschaft kennen: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“, darum wissen wir auch um unseren Diakonischen Auftrag, denn Jesus hat die Mühseligen und Beladenen seine Brüder und Schwestern genannt. Ihnen wollte er ohne Abstand nahe sein. Als seine berufenen Nachfolger ist das auch unser Markenzeichen.

Daran denken wir, wenn das Sonntags-Evangelium verkündigt wird: „…Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun…“ (Joh.15)

In diesem Jahr werden wir daran erinnert, daß D. Martin Luther im April 1521 in Worms auf dem Reichstag vor Kaiser, Fürsten, Ratsherren und Gesandten des Papstes seine biblische Erkenntnis mit weit reichenden Folgen für die gesamte Kirche und die Neugestaltung Europas verteidigte :“Solus Christus, sola scriptura, sola fide, sola gratia“. Jubilate! Dir ecclesia semper reformanda ist damit die ganze Fülle der göttlichen Liebe geschenkt.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Barmherziger Gott! Dir sei Dank für alle deine Gaben, besonders für Jesus Christus, dein größtes Geschenk.

Durch ihn bitten wir dich :
Laß uns erkennen, wo Menschen Ermutigung und Hilfe brauchen in diesen schwierigen Zeiten – in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz,

segne den Dienst aller Mitarbeitenden in den Kliniken, in Altersheimen, in der Krankenhausseelsorge, schenke den Kranken Zeichen deiner Nähe und Hilfe, tröste die Trauernden durch dein Heiliges  Wort in Gebeten und Musik,

segne alle, die sich einsetzen für Frieden und Versöhnung in der ganzen Welt, damit Hunger, Vergewaltigung und Heimatlosigkeit beseitigt werden, wenn unsere Stimme versagt, dann erhöre das Gebet des Herzens : So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig Ende und ewiglich…

In Ehrfurcht und Vertrauen loben wir dich, ewiger Gott, mit den Worten, die dein Sohn uns gelehrt hat:

Vater unser…

So segne und behüte uns der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist †

Amen.

Pfr.em. Karl-Heinz Schnecker, EMB Hessen

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