Predigt zum 19. Sonntag nach Trinitatis

Predigt über: Jesaja 38, 9-20

Liebe Gemeinde!

Als ich noch Kind war, tröstet mich meine Mutter und mein Vater immer, wenn ich mir eine Beule am Kopf, ein aufgeschürftes Knie oder eine Prellung am Arm zugezogen hatte.

Sie nahmen mich auf den Arm, drückten mich ganz fest und beruhigten mich sanften Worten.

Und schon taten die Blessuren nicht mehr so weh.

Was war passiert?

Ich denke, es war das gute Gefühl, welches meine Eltern mir in dem Moment vermittelten, dass mich dann all den Schreck und Schmerz hat vergessen lassen.

Ja, eine liebevolle Zuwendung kann heilend sein.

Auch in der Bibel können wir von solchen liebevollen und heilenden Zuwendungen lesen.

Ob es nun die Geschichte des Gelähmten ist, die wir so eben hörten oder ob es um die Heilung von blinden oder taubstummen Menschen geht oder um die Heilungen von Leprakranken.

Immer geht es um berührt- und angerührt sein, um eine Rückführung ins Leben.

In einer oft aussichtslosen Situation, erfährt man das Undenkbare, so dass man von einem Wunder sprechen möchte, welches im Kraftfeld göttlichen Wirkens geschieht.

So auch in der Geschichte von dem König Hiskia. Er lebte gegen Ende des 8. vorchristlichen Jahrhunderts in Jerusalem. Fast 30 Jahre war er König von Juda.

Den biblischen Berichten zufolge regierte er weitsichtig und geschickt. Er war fromm und gottesfürchtig. Er setzte sich dafür ein, dass in seinem Land nur ein Gott verehrt wurde und renovierte den Tempel.

Kurzum: Hiskia gehörte zu den Guten. Aber ein Leben im Einklang mit Gott war und ist keine Garantie für eine lebenslange Garantie für Gesundheit.

Diese Erfahrung machte Hiskia, als er ungeachtet seines Glaubens, seiner Qualitäten und Fähigkeiten eines Tages schwer erkrankte.

So schwer, dass er am Ende nur das Schlimmste zu befürchten hatte. Mit vierzig, auf der Höhe seines Lebens war er dem Tode nahe.

Sein Krankenlager wurde zum Sterbebett.

In dieser ausweglosen Lage, richtet er sich immer an Gott: „Herr, ich leide Not. Tritt für mich ein. … Lass mich am Leben!“

Gott allein kann ihm helfen, ihn heilen von seiner schweren Krankheit. Er setzt seine Hoffnung auf ihn, denn er – Gott –  ist allein Herr über Krankheit und Heilung.

Nach der damaligen Vorstellung schickte Gott Krankheiten oder hielt sie fern.

Die Krankheit war und ist zu seiner Zeit ein Ort der Begegnung mit Gott.

Ob wir das heute so teilen können, möchte ich dahingestellt lassen.

Dennoch erlebe ich, dass Menschen, dann wenn ihnen eine schwere Krankheit auferlegt wird oder sie ein schweres Schicksal erleiden, zu klagen und mit Gott zu hadern beginnen. Oder sie wenden sich vertrauensvoll an ihn mit der Bitte, er möge ihr Schicksal wenden.

 

Auch Hiskia klagt, beklagt seinen Zustand.

Er sieht sich bereits als tot.

In dieser Situation blickt er auf sein Leben, eine Art Selbstprüfung des Gewesenen.

Erinnerungen kommen ihm in den Sinn. Erinnerungen an Gelungenes, aber auch Misslungenes, an Verfehlungen. Rückschau eben! Doch sucht er weder nach einem Grund für seine Situation, noch fragt er danach, ob seine Krankheit als Folge von Verfehlungen sein könnte.

Er vertraut auch im Sterben auf Gott, der vergibt, liebt und rettet.

Er weiß sich mit Gott im Reinen, er kann aus dieser Welt scheiden, ohne eine offene Rechnung zu haben.

Ohne ein plagendes Gewissen erwartet er seinen Tod.

Dann die spektakuläre Heilung.

Hiskia wird gesund.

Wir kennen auch heute so etwas, dass Menschen heil werden und schwerer Krankheiten überleben.

Wie es zu solchen Heilungen kommt, lässt sich nur schwer erklären. Wir wissen nur, es gibt sie.

Menschen, die vom Sterbebett aufstehen, stehen in ein neues Leben auf. Viele blicken dann mit anderen Augen auf ihr Leben, leben ab dann bewusster.

Am Ende ist es nicht das Glück, die Wendung des Schicksals, sondern Gott, der seine Finger womöglich im Spiel hat.

Doch provozieren – erzwingen, lässt sich das nicht. Es geschieht oder es geschieht nicht. Jedenfalls können wir darauf vertrauen, dass es möglich ist, Heilung in einer schwierigen hoffnungs- und auswegslosen Situation zu erfahren.

Hiskia hat ins geheim gehofft, dass Gott ein Wunder tut. Dass Gott Möglichkeiten hat, die meine Vorstellungskraft, mein Denken und Tun übersteigen.

 

Für Hiskia war es ein Grund zur Freude, so dass er schließlich singen konnte: „Der Herr hat mir geholfen!“

 

Was können wir von dieser Erzählung mitnehmen, mitnehmen in unseren Alltag?

Vielleicht ist es nur das, dass wir darauf vertrauen dürfen, dass Gott am Ende es wohl macht, dass er das Unvorstellbare Wirklichkeit werden lässt.

Amen!

Pfarrer Thomas Schanze

 

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