Liturgische Feier zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres

Eröffnung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

 

Wochenspruch

»Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.«

(2Kor 5,10a)

 

Aus dem 50. Psalm

1Gott, der Herr, der Mächtige, redet und ruft der Welt zu

vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.

2Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes.

3Unser Gott kommt und schweiget nicht.

Fressendes Feuer geht vor ihm her

und um ihn her ein gewaltiges Wetter.

4Er ruft Himmel und Erde zu,

dass er sein Volk richten wolle:

5»Versammelt mir meine Heiligen,

die den Bund mit mir schlossen beim Opfer.«

6Und die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkünden;

denn Gott selbst ist Richter.

14»Opfere Gott Dank

und erfülle dem Höchsten deine Gelübde,

15und rufe mich an in der Not,

so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.

23Wer Dank opfert, der preiset mich,

und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes.«

 

 

Kyrie‐Ruf

Ewiger Gott, dein sind Gerechtigkeit und Gericht; dein sind Gnade und Barmherzigkeit – Herrscher und Richter, wir beten dich an:

Kyrie eleison

Herr Jesus Christus, du kommst und richtest deine Gerechtigkeit auf unter den Menschen – Richter und Retter, wir beten dich an:

Christe eleison

Heiliger Geist, du schenkst uns Zuversicht am Tag des Gerichts – Beistand der Bedrängten und Tröster der Traurigen, wir beten dich an:

Kyrie eleison

 

Tagesgebet

Gott, himmlischer Vater,

du bist Herr über alle deine Geschöpfe. Was immer wir tun, was immer wir unterlassen, an deinem Tag wirst du uns fragen, ob wir deinem Willen gefolgt sind und deine Liebe weitergegeben haben. Wir vertrauen deiner Barmherzigkeit um Jesu Christi willen, unserm Herrn.

Amen.

 

 

Graduallied (EG 149)

1) Es ist gewißlich an der Zeit,
daß Gottes Sohn wird kommen
in seiner großen Herrlichkeit,
zu richten Bös und Frommen.
Dann wird das Lachen werden theur,
wenn Alles wird vergehn in Feur,
wie Petrus davon schreibet.

2) Posaunen wird man hören gehn
an aller Welt ihr Ende;
darauf bald werden auferstehn
all Todten gar behende.
Die aber noch das Leben han,
die wird der Herr von Stunden an
verwandeln und erneuen.

3) Darnach wird man ablesen bald,
ein Buch, darin geschrieben
was alle Menschen, Jung und Alt.
auf Erden hab’n getrieben.
Da denn gewiß bald jedermann
wird hören, was er hat gethan
in seinem ganzen Leben.

4) O weh demselben, welcher hat
des Herren Wort verachtet
und nur auf Erden früh und spat
nach großem Gut getrachtet,
Er wird führwahr gar kahl bestehn,
und mit dem Satan müssen gehn
von Christo in die Hölle.

 

Evangelium

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus:

Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.

Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.

(Mt 25, 31‐46)

 

EG 149, 5‐7

5) O Jesu, hilf zu selben Zeit,
von wegen deiner Wunden,
daß ich im Buch der Seligkeit
werd eingezeichnet funden.
Daran ich denn auch zweifle nicht,
denn du hast ja den Feind gericht’t,
und meine Schuld bezahlet.

6) Derhalben mein Fürsprecher sei,
wenn du nun wirst erscheinen,
und ließ mich aus dem Buche frei,
darinnen stehn die Deinen,
auf daß ich, sammt den Brüdern mein,
mit dir geh in den Himmel ein,
den du uns hast erworben.

7) O Jesu Christ, du machst es lang
mit deinem jüngsten Tage,
den Menschen wird auf Erden bang,
von wegen vieler Plage;
komm doch, komm doch, du Richter groß,
und mach uns in Genaden los
von allem Übel. Amen.

 

Predigtwort aus dem 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth:

Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, weil wir dann bekleidet und nicht nackt befunden werden. Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern  überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben. Der uns aber dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist gegeben hat. So sind wir denn allezeit getrost und wissen: Solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und begehren sehr, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsre Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse.

(2 Kor 5, 1‐10)

  

Ein Denkanstoß zum Predigtwort  

Die Lieder, Worte und Bilder dieses Sonntags sprechen eine eindeutige Sprache. Die Welt wird einst gerichtet werden. Alle Fehler und Verfehlungen kommen auf den Tisch, niemand wird sich herausreden können. „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat«. Die Aussagen sind so erschreckend klar formuliert, dass sie wenig Spielraum für Interpretationen und Relativierung übrig lassen. Gutes wird belohnt, Schlechtes wird geahndet. Das erzählerisch gestalte Evangeliums des Sonntags erinnert schon mit seinen anklagenden Worten und der Szenerie vor dem Richterstuhl Christi unmittelbar an eine Gerichtsszene. Am Schluss steht das Urteil, das auch sogleich vollstreckt wird. Eine ernste Hörerschaft muss sich spätestens hier die Frage stellen: Werde ich bestehen können vor diesem harten Richter? Diese Frage ist freilich nicht neu und die Besorgnis um den persönlichen Richterspruch modellierte immer wieder grundsätzliche Überzeugungen unseres Glaubens. Vorstellungen des Jenseits, von christlicher Moral und schließlich der Rechtfertigung setzten sich mit dem unausweichlichen Endgericht auseinander.

Mancher Predigtperson ist das Proprium des Sonntags heute suspekt geworden, gelten die eschatologischen Texte als zu absolut oder als Folge einer überholten Gottesvorstellung nach archaischen Maßstäben von Rache und Vergeltung. Über einen richtenden Gott wird in vielen Gemeinden ungern gesprochen, der Zeitgeist unserer Tage bringt eher andere Aspekte des Glaubens zum Leuchten. Ob hingegen das Verschweigen eines göttlichen Gerichts am Ende aller Zeiten einen zeitgemäßen Königsweg aufzeigt, bleibt fraglich. Denn nur die Anmahnung des Jüngsten Gerichts beweist doch die Gnadentat Christi, wie im Wochenlied pointiert vermittelt. In Anerkennung meiner Fehlbarkeit, meines Versagens von Nächstenliebe und meiner Glaubensschwachheit wird mir der strenge Richter zum tröstenden Anwalt und Beistand. Das ist und bleibt die tragende Hoffnung am Ende des Kirchenjahres.

 

Fürbitten

Barmherziger und gnädiger Gott,
Richter und Erlöser, zu dir rufen wir:

Herr, erbarme dich.

Lass nicht über uns kommen, was uns bedroht, was uns ängstigt und quält. Vielmehr komme du und breite deinen Frieden aus, der unser Begreifen übersteigt. Wir rufen dich an:

Herr, erbarme dich.

Lass nicht über uns kommen, was unser Miteinander als Brüder und Schwestern gefährdet. Vielmehr komme du und führe deine Rettung herauf, die uns dankbar werden lässt und der Liebe öffnet. Wir rufen dich an:

Herr, erbarme dich.

Lass nicht über uns kommen, was böse ist und böse macht und zur Vernichtung führt. Vielmehr komme du und bring mit dir das Leben, das den Tod nicht fürchten muss. Wir rufen dich an:

Herr, erbarme dich.

Wenn aber das uns bedroht, was sich ankündigt als Zeichen des Endes; wenn düster erscheint, was dir vorangeht; wenn Erschrecken sich breit macht und auch unsere Hoffnung gefährdet und unsere Erwartung niederdrückt, dann zögere nicht länger, dann komme bald, dass uns das Herz froh und weit wird, weil du diese Welt erneuern willst. Wir rufen dich an:

Herr, erbarme dich.

Vater unser

Vater unser im Himmel!
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

 

Sendungswort

Wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. Der wird euch auch fest machen bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.

(1Kor 1, 7‐9)

 

Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Pfr. Alexander Proksch

Download ges. Gottesdienst als PDF

 

Cookie Consent mit Real Cookie Banner