…und durch seine Wunden sind wir geheilt. Jesaja, 53,5
Meine Brüder!
Am 7. April wurde am Zentrum Innere Führung eine Ausstellung des diesjährigen Kunstwettbe-werbs der Bundeswehr eröffnet. Der Wettbewerb stand unter dem Thema „un.verwundbar“. Die hier abgebildete Arbeit von Enrico Frenzel hat mich besonders beeindruckt. Für Soldaten ist das Thema der Verwundbarkeit (Vulnerabilität) nicht nebensächlich. Immer steht die Frage im Raum: Was trägt durch und wer hält stand?
Wie der auferstandene Christus von Thomas an seinen Wunden erkannt wird (Joh 10,25, aber auch Offb 5,6), prägen Verletzungen unsere Identität. Aber: Denen, welche die Wunden nicht verleugnen, öffnet sich ein Raum der Unverwundbarkeit. Die Soldaten am offenen Grab „wur-den, als wären sie tot“ (Mt 28,4). Im Angesicht des Verwundeten, der ins Leben durchgedrun-gen ist, werden die (Selbst-)Mächtigen ohnmächtig. „Er stößt die Gewaltigen vom Thron.“ (Lk 1,52) So beginnt Neues – auch heute und in unserem Leben.
In den geistlichen Aufzeichnungen von Dag Hammarskjöld, dem 1961 bei einem Flugzeugab-sturz ums Leben gekommenen UN-Generalsekretär, der auch ein großer Mystiker des 20. Jahr-hunderts war, lesen wir den Satz: „In den Grenzen des Müssens bist du unverwundbar.“ Das ist eine Unverwundbarkeit, welche die Wunden auf unserem Lebensweg nicht verleugnet. Sie hängt daran, dass wir unserer Berufung folgen. Kein Scheitern und Misserfolg kann daran etwas ändern. Eine wichtige Einsicht für meinen und unseren Dienst.
„Zeichen am Wege“ (oder „Wegmarken“) ist der Titel der Aufzeichnungen von Hammarskjöld. Dort lesen wir auch ein „Kyrie“: „Erbarme dich unser. Erbarme dich unseres Strebens, dass wir vor dir, in Liebe und Glauben, Gerechtigkeit und Demut dir folgen mögen, in Selbstzucht und Treue und Mut und in Stille dir begegnen. Gib uns reinen Geist, damit wir dich sehen, demütigen Geist, damit wir dich hören, liebenden Geist, damit wir dir dienen, gläubigen Geist, damit wir dich leben. Du, den ich nicht kenne, dem ich doch zugehöre. Du, den ich nicht verstehe, der dennoch mich weihte meinem Geschick. Du-“ Mit diesem gleichsam gestammelten „Du“ bricht der Text ab. Kommen wir je darüber hinaus?
Achtet auf Eure „Zeichen am Weg“ und bleibt behütet auf dem Lebensweg von Karfreitag nach Ostern.
Es grüßt Euch Euer Bruder Roger Mielke
Foto: Enrico Frenzel, un.verwundbar, 2. Preis im Kunstwettbewerb der Bundeswehr 2025