Impuls in der Fastenzeit: Laetare – 4. Sonntag in der Fastenzeit 2025

 Jesus sagt: Ich bin das lebendige Brot, das vom Him-mel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt. Johannes 6,51 

Meine Brüder! 

Am zerbrechlichsten Punkt der Wirklichkeit entscheiden sich Leben und Tod. Dieser zer-brechlichste Punkt ist: „Fleisch“, das „Verwesliche“ (1. Kor 15,30). In diesen zerbrechlichsten Punkt der Wirklichkeit ist der allmächtige Gott eingegangen. Wenn Gott hier ist, ist er überall. Am Kreuz, im Zerbrechen des gekreuzigten Jesus, wird das Fleisch zum Brot. Das Zerbrochene und Verwesende wird zum Lebensmittel. Inkarnation, „Fleischwerdung“, und Kreuzestheologie bilden einen untrennbaren Zusammenhang. Dann möchte ich den Eingangssatz dieser Besinnung so zu-spitzen: Am zerbrechlichsten Punkt meiner eigenen Wirklichkeit entscheiden sich mein Tod und mein Leben, an meinem Fleisch, an meinem „Verweslichen“. 

Wenn ich nach meinem eigenen geistlichen Weg frage, versuche ich genau dorthin zu schauen: Nicht auf die scheinbar stabilen Identitätsmarker, sondern auf das Zerbrechliche und Zerbro-chene. Gerade auf dieses wird Gott seine Hand legen, um das „Verwesliche“ zu verwandeln. In einer Predigt sagt der dominikanische Mystiker Johannes Tauler sinngemäß: Wenn ich etwas zu entscheiden habe, frage ich, was gegen meine Natur und Neigung geht, und dafür entscheide ich mich. Ich habe über diese Aussage lange nachgedacht, weil ich es persönlich zunächst ganz an-ders sehe: Wenn mich etwas intuitiv anzieht, wenn es Möglichkeit zur Entfaltung bietet, dann sind das starke Argumente dafür, diesen Weg einzuschlagen. Trotzdem bleibt an der Weisung Taulers ein starker Widerhaken, gerade was daran meiner Intuition widerspricht, führt weiter. Gottes Weg mit mir zeigt sich in meinem Scheitern, in meinen Grenzen, in meinen missratenen Plänen. Es zeigt sich in meiner Krankheit und in meinen Krisen viel mehr noch als in meiner Genesung und meinen Erfolgen. Ist das morbide? Nicht selten wirft man der christlichen Kreuzesfrömmigkeit ge-nau das vor. In der Tat: Es kann nicht um eine ideologische Verklärung von Schmerz und Schei-tern gehen. Gott hat seine Geschöpfe zur Freude bestimmt! Wohl aber geht es darum, den Schmerz und das „Verwesliche“ des eigenen Fleisches ernst zu nehmen als gerade den Ort, an dem Gott sich zeigt. 

Wenn ich in der Eucharistie das Brot des Lebens empfange, ist Gott in seinem gekreuzigten und auferstandenen Sohn gegenwärtig, bis in die tiefsten Fasern meines verweslichen Fleisches, da-mit genau dieses Fleisch Anteil gewinnt an der verwandelnden Kraft des lebendigen Gottes: »Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« (1. Kor 15,53-55). 

Ich möchte Euch, meine Brüder, in dieser Woche besonders ermutigen, Euch dem Zerbrochenen Eures Lebens zu stellen, es anzuschauen, Gott hinzuhalten und Seiner verwandelnden Kraft zu vertrauen. Ich frage: Gott, finde ich Dich genau hier? Und mehr noch: Findest DU mich hier, wenn Du fragst: „Wo bist du, Mensch?“ 

Es grüßt Euch Euer Bruder Roger Mielke 

 

Foto: Luis Villasmil via unsplas 

Cookie Consent mit Real Cookie Banner