Auszug aus dem Gottesdienst zu Palmsonntag, von Pfr. Mark Christenson

Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihm glauben, das ewige Leben haben.

(Joh 3,14b.15)

 

Eröffnung

Heute ist der Tag,
an dem Jesus von den Toten auferstanden ist.
Darum lasst uns mit allen, die an ihn glauben,
diesen Tag in seinem Namen feiern.
Lasst uns Gott Lob und Dank bringen
und ihn bitten:
Er gebe uns an diesem Tag seinen Frieden
vom ersten Morgenlied bis zur Ruhe der Nacht.        Amen.

 

Psalm 69

Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich versinke in tiefem Schlamm,
wo kein Grund ist;
ich bin in tiefe Wasser geraten,
und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien,
mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden,
weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.
Ich aber bete zu dir, Herr, zur Zeit der Gnade;
Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.
Errette mich aus dem Schlamm,
dass ich nicht versinke,
dass ich errettet werde vor denen, die mich hassen,
und aus den tiefen Wassern;
dass mich die Flut nicht ersäufe und die Tiefe nicht verschlinge
und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe.
Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich;
wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit
und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte,
denn mir ist angst; erhöre mich eilends.
Nahe dich zu meiner Seele und erlöse sie,
Gott, deine Hilfe schütze mich!

 

Gebet

Herr, Du König des Lebens,
heute Morgen sind wir in Deinem Namen versammelt:
Sichtbar hier und unsichtbar mit vielen verbunden.
Du hast uns verheißen, dass Du bei uns bist,
wenn wir in Deinem Namen beisammen sind.
So schenke uns in dieser Stunde Deine Nähe,
lass uns spüren,
dass wir mit Dir verbunden sind,
dass wir mit Brüdern und Schwestern verbunden sind,
dass Du jetzt da bist.
Rede Du heute zu uns durch Dein Wort
und segne diese Stunde.

Amen.

 

Meditation

Palmsonntag, ein ganz seltsamer Tag.
Das Volk jubelt Jesus zu, es empfängt ihn wie einen König, breitet Palmzweige und Kleider unter ihm aus.
„Jesus zieht in Jerusalem ein, Hosianna“ – so singen es meine Grundschüler mit Inbrunst.
Doch zugleich geschieht Palmsonntag der Einzug Jesu nach Jerusalem und damit an den Ort, an dem er verraten, ausgeliefert werden wird. Und das Volk, das jetzt noch „Hosianna“ ruft, wird bald „kreuzige ihn“ brüllen.
Die Ganze Logik dieses Tages, ja der vor uns liegenden Woche kommt im Wochenspruch zur Sprache:

Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihm glauben, das ewige Leben haben.

Als Mose das Volk Israel durch die Wüste geführt hat und Gott über sein Volk eine Schlangenplage kommen ließ, war es die eherne Schlange, die erhöht wurde: Wer sie ansah, starb nicht am Schlangenbiss.

Und so wird auch Jesus erhöht, folgt dabei aber einer ganz anderen Logik: Seine Erhöhung ist die größtmögliche Erniedrigung, er ist ganz unten angekommen und damit zugleich auf dem Höhepunkt seiner Menschwerdung, er leidet und stirbt wie einer von uns, er hält das Dunkel des Todes und der Hoffnungslosigkeit aus. Im Hineingehen in die größte Tiefe kommt Gottes Liebe an ihren sichtbaren Höhepunkt.

Es ist tröstlich, zu dieser Liebe aufzusehen.

Wie die Schlangen in der Wüste das Volk in ihre Gewalt brachten, so nehmen auch uns gerne Ängste, Schuld und Sorgen in ihren Bann. Wie Schlangen starren sie uns an und wir können uns der Macht ihres schrecklichen Blickes kaum entziehen. Und überall sind sie um uns, diese Blicke, in den Nachrichten, im Dorfgespräch, im Alltag, in mir selber. Geradezu faszinierend-schrecklich nimmt uns ihr Blick in ihre Gewalt und droht und in ihr Dunkel hineinzuziehen, uns innerlich ganz in Beschlag zu nehmen.

Da tut es gut, nicht im Blick darauf zu erstarren, sondern den befreienden Blick nach oben zu suchen, zum Kreuz, an dem sich Gottes Liebe offenbart. Uns zu Ihm zu orientieren, aufzusehen zum Anfänger und Vollender unseres Glaubens.

Das Aufsehen zu Jesus am Kreuz tut gut, denn hier sehe ich Gottes Liebe, die auch mir gilt.

Und ich sehe im Kreuz ein Zeichen der Hoffnung: Jesus geht in die größtmögliche Hoffnungslosigkeit hinein, denn wer am Kreuz hängt, hat wirklich nichts mehr zu hoffen. Und Jesus geht in die größtmögliche Ausweglosigkeit hinein, indem er in den Tod geht. Und er sprengt beide, er überwindet beide. Wenn Gott, der das Leben selber ist, der die Hoffnung selber ist, in die Hoffnungslosigkeit und in den Tod hineingeht, sprengt er ihre Macht, auch über mein Leben. Sie haben damit ihre letzte Macht über mich verloren.

Beides umschreibt der Wochenspruch mit dem Wort vom ewigen Leben: Das dürfen wir jetzt schon haben, nicht erst nach dem Tode oder am jüngsten Tag. Das zeigt heute schon seine Kraft, wenn ich aus der Hoffnungslosigkeit, aus dem angstvollen Starren auf meine Sorgen und Ängste zu einem Leben im Vertrauen auf Gott befreit werde.

 

Und so ist dieser Tag: Jesus zieht wie ein König umjubelt in Jerusalem ein um dort wie ein Verbrecher grausam zu sterben.
Jesus geht in den Tod, damit der Tod seine letzte Macht verliert.
Und Jesus geht in die Hoffnungslosigkeit, damit wir Hoffnung haben dürfen.
Dieser Wochenspruch, er ist uns für eine Woche gegeben, in der über unserer Welt und über unserem Alltag das Dunkel der Angst, der Hoffnungslosigkeit und des Todes liegt.
Es tut gut, sich von ihm erinnern zu lassen: Schauen wir in dieser Woche auf zu dem, der für uns erhöht ist: Jesus Christus, die Liebe Gottes und meine Hoffnung.

 

 

Fürbittengebet

Herr, unser Gott,

das Corona-Virus macht uns Angst.

Darum kommen wir jetzt vor Dich.

Wir bitten Dich

  • für alle im Gesundheitswesen,
  • für Eltern, deren Kinder jetzt daheim sind,
  • für alle, die jetzt Angst haben,
  • für alle, die krank sind,
  • für alle, die sterben müssen,
  • für alle, die trauern müssen,
  • für alle, die jetzt ganz normal arbeiten müssen.

Mache diesem Schrecken bald ein Ende!

Hilf uns, dass wir dort anpacken, wo wir gefragt sind.

Begleite Du uns durch diese Zeit

und schenke uns Deinen Frieden.

Gemeinsam beten wir, wie Dein Sohn es uns gelehrt hat:

Vaterunser

 

Segen

Es segne und behüte uns Gott,

der allmächtige und barmherzige,

Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen.

 

Für die Evangelische Michaelsbruderschaft
von
Pfr. Mark Christenson, Bad Urach-Wittlingen

 

 

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