Michaelsfest, Konvente Bayern und Oberrhein, St. Laurentius Neuendettelsau, Beichtfeier, Oktober 2021
Heile du mich, HERR, so werde ich heil;
hilf du mir, so ist mir geholfen.
Der Prophet Jeremia Kapitel 17 Vers 14
Wochenspruch des 19. Sonntags nach Trinitatis
Antiphon vor dem Psalm 32 (Wochenpsalm tzb 765 )
in der Beichtfeier des Michaelsfestes
Liebe Brüder und Schwestern,
sich anlehnen dürfen, einen Menschen neben sich wissen und spüren, wahr– und ernstgenommen zu werden, sind Gefühl und Wunsch, sind dich auszeichnendes Bedürfen und Sehnen.
Es gibt Zeiten und Abschnitte in deinem Leben, in denen dir das fehlt, abhandenkommt. Es sind Verluste, Scheidungen, Brüche. Es sind Verschulden und ebenso menschliches Wissen, dass du dich nicht selbst befreien kannst. Das kann ich mir nicht vergeben, heisst es.
Da fehlen einem die Worte. Inmitten der Wörter, die du über dich ergehen lassen musst.
Dir werden nicht erspart das Krumme, das Ungerade, das heillose Dunkle, die Abwetzungen der Seele, die dünne Haut, die hilflose Anfechtung.
Du spürst die Steine, die auf den Herzen lasten. Und nicht von selber wegrollen und/oder fallen. Ängste und Furchtsamkeiten, Sorgen und Hilflosigkeiten werden nicht augenblicklich aufgehoben.
Der Atem wird dir abgeschnürt. Das Herz schlägt unregelmässig. Zittern befällt die Hände, die Kniee, der Boden unter den Füssen wankt, das Kreuz verbiegt sich.
Es gibt Schmerzendes, es gibt Ereignisse und Vorkommnisse, die du vergessen möchtest. Wegdrängen. Begraben. Schwamm drüber. Es ist leichtfertig. Sich selber anschauen und begreifen und Jasagen zu sich, das geht leichter von der Hand, wenn es dir gut geht, du glücklich bist. Aber dir einzugestehen, dass du auf Hilfe angewiesen bist! Dass Frieden und Heil nicht zu erkaufen sind! Das Herz und das Hirn vergessen nichts, auch wenn du nicht daran denkst. Woher kommt mir Hilfe? (Psalm 121, 1)
Jeremia ist einer der Zeugen für existenzielle Anfechtungen, der von Spöttern und Widersachern verhöhnt wird.
Er bekommt es von GOTT geschenkt, GOTT anzusprechen.
Er schreit zu GOTT; schreit IHN an.
Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen. Ich bin jetzt dran. Ich denke jetzt an mich selbst.
Am Rand seiner Existenz und über dem Abgrund, der Fallende, der Hinabgestürzte und Gefallene: Heile und hilf. Diese beiden Worte sind wie die ausgebreiteten und auffangenden Hände GOTTES.
ER legt sie wie eine kühlende und später wärmende Salbe auf das gebeutelte Gesicht deines Herzens und deiner Seele.
Sein Wort will das Rückgrat stärken. Sein Wort will halten, wenn der Halt unter den Füssen und im Herzen und in der Seele bröckelt. Bricht.
Es sind keine Wörter, keine Phrasen. Es sind Worte, die Licht sind. Nicht hinters Licht, sondern ins Licht leiten.
In der Bruderschaft besteht die hilfreiche und geregelte Sitte, also unerlässlich festgelegt, zum jährlichen Michaelsfest einen Rechenschaftsbericht zu verfassen.
Der schreibt sich nicht so dahin. Das ist Arbeit innerhalb eines längeren Zeitraums. Ein Rechenschaftsbericht fordert es, nicht unter Druck und Zeitenge geschrieben zu werden. Schon deshalb nicht, weil der Helfer, deine Helferin wertvolle Personen sind, die sich deiner Zeilen annehmen und sie ans Herz GOTTES legen.
Wer schreibt, ist oftmals auch für einen anderen, eine andere Helfer und Helferin. Niederschreiben ist niederlegen. Unter dem Schutzmantel des Vertrauens und der Verschwiegenheit.
Es ist gut, einen Ort zu haben, an dem wir das alles Schritt für Schritt anschauen und loslassen. Und liegenlassen. Dort, wo es gut aufgehoben ist. Am und unter dem Kreuz, dem Zeichen des Lebens.
Dort darfst du alles loslassen und brauchst es nicht mehr aufzuheben. Es ginge ins Kreuz.
Und ER, JESUS CHRISTUS, ist sich nicht schade, deine Beschädigtheiten auf sich zu nehmen. ER wird aufs Kreuz gelegt, und dein Kreuz hat auf IHM Platz. Das ist seine Passion, seine Leidenschaft, seine Hingabe.
Also lasse es zu. Und verlass dich auf IHN.
Schleppst du dich weiter ab, dann würdest du die Worte der Reue und der Vergebung links liegen lassen.
Die Heilige Schrift beschreibt ungeschönt menschliches Verhalten in seiner Güte und in seinem Verschulden. Und zugleich schildert sie das geduldige und unermüdliche Handeln GOTTES an seinen Menschen.
Der Tod der Schuld und der Sünde zerstört nicht die Gnade, nicht die Hoffnung, denn beide sind Mensch in JESUS CHRISTUS geworden. Anschaulich und ergreifend. Nach dir langend. Von Herzen zu Herzen. ER vergewissert dich deines Wertes und deiner Würde. Und was benötigten wir mehr in dieser verrückten Welt!
Keiner ist zu weit, als dass der SOHN ihn nicht erblicken würde. Mit seinem Wort spendet der GOTT des Trostes unseren Seelen Trost und Heilung.
ER, GOTT, bewegt sich immer wieder auf die Menschen zu und bleibt unbeirrbar. Der entgegenkommende GOTT schafft Licht und will Licht in das Leben bringen. Und du hast mit IHM IHN, an den du dich anlehnen kannst.
GOTT ist der Bürge deiner Hoffnung. Dein Heil und deine Hilfe.
Wer dem HERRN vertraut, den umgibt ER mit Gnade.
(Psalm 32 Vers 10).
Amen.