Andacht von Pfr. Heiko Wulfert

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gebet:
Herr, unser Gott, Du lädst uns ein zur Gemeinschaft mit Dir. Öffne unsere Herzen, daß wir Deinen Ruf hören. Öffne unsere Augen, daß wir erkennen, was Du uns schenken willst, hier und einst beim Gastmahl in Deinem ewigen Reich. Wir bitten durch Deinen Sohn Jesus Christus, unsern Herrn.                                                          Amen.

Wochenlied: Kommt her, ihr seid geladen – EG 213

Predigttext: Mt. 11,25-30

Jesus sprach: Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es Dir wohlgefallen. Alles ist Mir übergeben von Meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt her zu Mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid: Ich will euch erquicken. Nehmt auf euch Mein Joch und lernt von Mir; denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn Mein Joch ist sanft und Meine Last ist leicht.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

Beladene und bedrückte Menschen, ängstlich besorgt um die Einhaltung von Schutzkonzepten oder ungehalten über den Fortgang der Maßnahmen – sie begegnen uns in diesen Tagen immer wieder. Belastung, Sorge, aber auch Ärger sind in uns selbst. Sie sind ein Teil unseres Lebens, nicht nur in „Corona-Zeiten“.

Solche Leute ruft Christus zu sich, die Mühseligen und Beladenen, nicht die Siegertypen, die Glaubenshelden und moralisch Einwandfreien, die schon alles wissen und alles richtig machen. Mit weit ausholender Gebärde spricht Er Seinen Ruf aus. Es ist nicht die Gebärde des Marktschreiers, der seine Waren feilbietet. Christus spricht als der von Gott gesandte Messias, der ewige König, der Sein Volk beruft.

Dieser König ist nicht der Herrscher, der seine Truppen aufbietet, nicht der Gewaltige, der eine Heeresschau seiner Macht veranstaltet. Wie der Gottesknecht im Buch des Propheten Jesaja, so wendet sich Christus als der Sanftmütige an die Menschen, die einen Heiland brauchen, die sich nach der Gnade sehnen, die ihre Lasten trägt und ihrem Herzen Ruhe schenkt. Wie Jesaja es verkündigt hat, wird Er ihre Missetat auf sich nehmen und für ihre Sünde zerschlagen sein, die Strafe liegt auf Ihm, damit wir Frieden hätten und durch Seine Wunden sind wir geheilt.

Das ist der Logik unserer Welt nicht verständlich. Sie erwartet keine Zukunft von einem, der sich aufs Kreuz legen läßt, dessen Macht in der Ohnmacht verborgen ist, der sich wehrlos in die Hände Seiner Feinde gibt. Unsere Welt schafft sich die Sicherheit der Macht, des Geldes, der Wissenschaft. Die Verletzlichkeit der Liebe hat wenig Raum. Den Weisen und Klugen bleibt der Ratschluß Gottes verborgen.

Doch was die Klugheit der Welt nicht ergreift, das hat Gott den „Unmündigen“ offenbart. Es sind die Armen, die Sanftmütigen, die Geringen vor der Welt, die Christus immer wieder die Seligen nennt. Jene, die vor der Welt gering geachtet werden, bezeugen Christus als ihren Herrn und Erlöser. Sie jubeln Ihm entgegen, als Er in Jerusalem einzieht. Die ganze Fülle der Gnade Gottes offenbart sich gerade an ihnen, die Gott nichts zu bringen haben, was sie Seiner Gnade würdig machte. Das Wesen des sanftmütigen und barmherzigen Jesus selbst spiegelt sich in ihnen. Die Weisheit der Weisen aber wird zunichte und der Verstand der Verständigen geht in die Irre (1. Kor. 1,19f).

Es ist der Kirche Christi immer wieder schwer gefallen, diese Weite der göttlichen Barmherzigkeit zu spiegeln. Immer wieder neigte und neigt sie dazu, den Menschen eine Lehre oder eine moralische Unterweisung zu erteilen, ihre Predigt in den Vordergrund zu stellen und alsbald auf die eigene Weisheit zu vertrauen.

Wir sollen Christi Wort hören, das Evangelium unter uns laut werden lassen. In der Predigt soll es erklingen und vom Klang des Liedes getragen sein. Der Demut der „Unmündigen“ und „Geringen“ aber begegnet Christus selbst im heiligen Mahl. Über alles Bitten und Verstehen, über alle deutende und erschließende Vernunft empfangen wir die Himmelsspeise, die Medizin der Unsterblichkeit, Christus selbst in, mit und unter Brot und Wein. Es ist der Ruf des Heilands, der uns an Seinen Tisch lädt: „der Erd und Himmel lenkt, will Gastmahl mit euch halten / und wunderbar gestalten, / was Er in Liebe schenkt“.

Auch in der Zeit der Corona-Pandemie wollen wir Wege finden, der Einladung Christi zu folgen und Sein Mahl zu feiern. Christus lädt ein – wie sollten wir Seiner Einladung nicht folgen?                                                                                                                          Amen.

Ein Lied zum betenden Betrachten und Nachsingen: EG 224

Fürbitten: Gott, unser Vater, dein Sohn ist gekommen, um alle Menschen einzuladen zum Fest des Lebens. Durch Ihn bitte wir Dich:

Herr, erbarme Dich.

Segne alle, die im Dienst der Kirche stehen, ihren Worten und ihrem Tun gib Kraft, daß die Menschen Deine Einladung hören und ihr folgen. Wir rufen zu Dir:                                           Herr, erbarme Dich.

Gib den Männern und Frauen, die Verantwortung tragen in Politik und Wirtschaft, den Mut einzutreten für Gerechtigkeit und Frieden. Wir rufen zu Dir:                                                        Herr, erbarme Dich.

Schenke uns Weisheit, daß wir nach Deinem Willen fragen; gib uns Phantasie der Liebe, daß wir sehen, wie wir Not wenden und Leid lindern können. Wir rufen zu Dir:                           Herr, erbarme Dich.

Führe unsere Verstorbenen zum Festmahl des ewigen Lebens und vollende uns einst mit ihnen in Deinem Reich. Wir rufen zu Dir:

Herr, erbarme Dich.

Gott und Vater, Dein Sohn hat uns die Tür zum Leben geöffnet. Durch Ihn loben wir Dich in der Gemeinschaft Deiner Heiligen, heute und in alle Ewigkeit.                                                                                     Amen.

Vater unser …

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

 

Väter-Lesung: Der Hymnus des Clemens Alexandrinus an Christus:

(um das Jahr 200 – Paed. III 101,3)

Du der Zaum nicht gezähmten Gespanns,
Du die Schwinge des sicheren Flugs,
Du verlässiges Steuer des Kiels,
Du den Lämmern des Königs ein Hirt:

Deine kindliche Schar
Nun versammle um Dich,
Daß mit heiligem Lob
Und mit lauterm Gesang
Ganz rein sie dir nah,
Dem Geleiter der Kinder, Dir, Christus!

Du der Heiligen Herr,
Du des Vaters, des Höchsten, allmächtiges Wort,
Du der Weisheit Quell,
Der Ermüdenden Trost
In der ewigen Ruh,
Du der Sterblichen Heil,
Retter Jesus!

Du ein Pflüger, ein Hirt,
Du ein Steuer, ein Zaun;
Der die himmlischen, heiligen Vögel beschwingt,
Der als Fischer ins Netz die Geretteten bringt,
Der die heiligen Fischlein des
Heillosen Meeres
Aus der salzigen Flut
Zu sich lockt mit der Liebe des Lebens!

Lenk, leite, Du Hirt,
Deine geistige Herd‘,
Heiliger, lenk Du
Als der König der schuldlosen Kinder!

Fußstapfen Christi,
oh himmlischer Weg!

Wort ewigen Worts,
Äon unbegrenzt,
Licht, immer im Glanz,
Der Erbarmungen Born,
Wie der Tugenden Kraft,
Du erhabenes Sein
Gott lobender Schar,
Christus Jesus!

Und Du himmlische Miclh,
Die dem Busen der Braut,
Ihren Brüsten so süß,
Eine Quelle der Gnad‘
Und der Weisheit entquillt.
Und wir Säuglinge trinken mit
Kindlichen Lippen die
Quellende Milch aus der
Geistigen brust
Pneumatischen tau,
In uns ein, bis wir satt.

Demütiges Lob,
Ganz lauten Gesang
Laßt uns mischen mit Dank
Nun an Christus den Herrn,
Der das Leben gelehrt!

Demütig gefolgt
Diesem mächtigen Kind!

Welche ein friedlicher Chor,
Ihr, von Christus gezeugt!

So erschall im besonnenen
Kreise die Weise dem
Gotte des Freidens!

 

von Pfr. Heiko Wulfert

 

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