Andacht zum vierten Advent

Unverhofft schwanger – Sara und Maria

Eröffnung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Aus Psalm 102
Herr, du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen;
denn es ist Zeit, dass du ihm gnädig seist,
und die Stunde ist gekommen, dass die Völker den Namen des HERRN fürchten
und alle Könige auf Erden deine Herrlichkeit.
Denn er schaut von seiner heiligen Höhe,
der HERR sieht vom Himmel auf die Erde,
dass er das Seufzen der Gefangenen höre
und losmache die Kinder des Todes.

Kyrie
Was siehst du, Gott, wenn du vom Himmel auf die Erde schaust-
unsere Ratlosigkeit, wie wir Weihnachten feiern sollen unter Corona-Bedingungen?
Siehst du auch unsere Tränen, unsere ungeklärten Beziehungen?
Siehst du die Kranken auf den Intensivstationen?
Siehst du die Menschen ohne Arbeit, die nicht wissen,
wie es weitergehen soll in dieser Pandemie?
Siehst du die Verschleppten, die Weggesperrten, die Gefolterten?
Siehst du die Kinder, die hineingeboren werden in Armut und Krieg?
So viele Fragen, Gott.
Verzeih mir.
In den Fragen steckt meine Angst, du könntest nicht sehen.
Aber du siehst.
Du siehst das Schöne und das Hässliche.
Lass mich auch sehen, Gott.
Und lass ein Wort von dir hineinfallen in das, was mir Angst macht und was mich lähmt.
Erbarme dich.

Zusage
Der HERR sieht vom Himmel auf die Erde,
dass er das Seufzen der Gefangenen höre
und losmache die Kinder des Todes.

Tagesgebet
Ganz nah ist dein Wort, Herr, unser Gott,
ganz nah deine Gnade.
Begegne uns mit Macht und Erbarmen.
Lass nicht zu, dass wir taub sind für dich,
sondern mach uns offen und bereit für Jesus Christus, deinen Sohn,
der kommen wird, damit er uns suche und rette,
heute und täglich bis in Ewigkeit.

Evangelium:    Lukas 1,26-38

Predigttext:  1. Mose 18,1-2.9-15
Der Herr erschien Abraham im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. 2Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde. 9Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. 10Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. 11Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. 12Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt!13Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin? 14Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. 15Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.

Impulse zum Predigttext
* Auf dem Weg nach Weihnachten begegnet uns in diesem Jahr die lachende Sara. Wir hören ihre Geschichte zum ersten Mal im Advent, weil sie in die Reihe der Predigttexte aufgenommen wurde.  So treten uns am 4. Advent zwei Frauen vor die Augen, denen ein Kind verheißen wird: die lachende Sara, die nicht glauben kann, dass sie in ihrem Alter noch ein Kind bekommen soll und Maria, von der im heutigen Evangelium erzählt wird. Der Engel Gabriel hat ihr angekündigt, dass sie ein Kind zur Welt bringen wird, aber etwas verlegen und skeptisch fragt sie „Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiß!“
An Weihnachten geht es um ein Kind, um ein Gottes Kind, um Gott im Kind. Was für ein Geheimnis! Die einen finden diese Weihnachtsbotschaft lächerlich. Die anderen werden verlegen fragen: wie soll das zugehen? Wie können wir das begreifen: Gott wird Mensch?
Wie gut, dass skeptisches Lachen und stirnrunzelndes Fragen Raum haben auf dem Weg nach Weihnachten. In Sara und in Maria finden wir uns mit unseren Bedenken und Zweifeln und Fragen wieder.

*„Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?“ fragt Gott Abraham. Und der Engel Gabriel antwortet der skeptisch fragenden Maria: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Mit Sara und Maria lernen wir, mit Gottes Möglichkeiten zu rechnen. Mag sein, dass wir in diesen Pandemie-Zeiten Weihnachten anders feiern als in früheren Jahren: eingeschränkter, irgendwie ängstlicher und unsicherer, nicht so heiter und unbeschwert wie sonst. Unsere Möglichkeiten, Weihnachten nach allen Regeln der Kunst und der Tradition zu begehen, sind in diesem Jahr begrenzt. Aber unbegrenzt sind Gottes Möglichkeiten, uns mit dem Jesus-Kind zu erfreuen. Das Corona-Virus scheint die Krönung menschlicher Sehnsucht nach Frieden und Harmonie zu verhindern. Aber es ist Gottes Möglichkeit, uns mit dem Kind in der Krippe zu krönen mit Gnade und Barmherzigkeit (Psalm 103,4).

*Abraham und Sara waren alt geworden im Warten auf den versprochenen Sprössling. Vielleicht nagte in ihnen schon der Zweifel, ob Gott überhaupt noch Wort hält. Maria war jung, einem Mann verlobt und versprochen. Welche Träume träumte sie wohl von ihrer Familie? Trug sie im Herzen noch die alten Verheißungen, dass Gott einen König schicken wird, der Frieden bringt in unsere blutende und zerrissene Welt?
Jedes Kind bringt die Botschaft, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat. Als Sara dann übers Jahr das Kindlein in den Händen wiegte, konnte sie Gottes Lust am Menschen begreifen. Einen weiten Weg musste Maria gehen bis unter das Kreuz ihres Sohnes, bis ihr aufging, wovon das Weihnachtslied Paul Gerhardts uns singen lässt: „Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht`, wie schön sind deine Strahlen!“ Immer ist es etwas Großes und Geheimnisvolles, wenn Gott uns im Kind und ganz besonders im Jesus-Kind in seiner suchenden und bergenden Treue berührt und umfasst.

*Die Geschichte von Sara steht am Anfang der hebräischen Bibel, die Geschichte von Maria am Anfang des Neuen Testaments. Was beide verbindet, ist die Verheißung, die Gott dem Abraham gegeben hat: „In dir sollen gesegnet sein alle Völker der Erde!“ Das Kind, das Sara zur Welt bringt, hat teil an diesem Segen. Und in dem Kind, das Maria zur Welt bringt, bahnen sich Gottes Segen und Heil einen Weg in alle Völker hinein.

*Sara wird einem Sohn das Leben schenken, und in dessen Namen Isaak klingt noch ein wenig weiter ihr Lachen. Maria wird ihr Kind Jesus nennen, wie der Engel es ihr gesagt hat. An Weihnachten feiern wir die Geburt dessen, der immer noch Lust hat am Menschen und hilft und rettet und Menschenleben hineinbirgt in seinen Frieden. Frauen gehen schwanger, an Weihnachten auch Männer. „Süßer Immanuel, werd auch in mir nun geboren, komm doch, mein Heiland, denn ohne dich bin ich verloren! Wohne in mir, mach mich ganz eines mit dir, der du mich liebend erkoren.“ (EG 41,7) Ist das nicht zum Lachen?

Fürbitten
Wir danken dir, Gott.
Bald feiern wir Weihnachten. Du kommst zur Welt – mitten hinein in unsere Ängste und Dunkelheiten.
Lass es Weihnachten werden für uns, dass wir dein Lob singen können wie Maria und dass wir mit Sara deine Treue begreifen.
Lass es Weihnachten werden für alle, mit denen wir in diesem Jahr nicht unterm Christbaum sitzen werden. Deine Liebe verbindet.
Lass es Weihnachten werden für die Kranken und schick ihnen einen wärmenden Gruß durch uns.
Lass es Weihnachten werden für alle, die an Heiligabend arbeiten müssen als Ärzte und Krankenschwestern und Mitarbeiter in den Rettungsdiensten. In ihrem Tun lass dein heilsames Kommen aufscheinen.
Lass es Weihnachten werden für die Streitenden und Unversöhnlichen. Dein Friede öffne Wege aufeinander zu.
Lass es Weihnachten werden für die Oberflächlichen, dass sie tiefer graben und in dir fündig werden.
Lass es Weihnachten werden für die Brüder und Schwestern, die um ihres Glaubens willen verfolgt und benachteiligt werden. Sei ihnen Halt in ihren Ängsten und Fragen.
Lass es Weihnachten werden für die Frauen, die Kinder zur Welt bringen in erbärmlichen Situationen. Öffne Zukunft, auch durch die Aktion „Brot für die Welt.
Wir danken dir, Gott.
Du kommst zur Welt in der Enge eines Stalles.
Weite unser Herz.
Komm auch in uns zur Welt.
Mach uns lebendig im Glauben an Jesus, deine verwandelnde Liebe.

Vaterunser

Spruch der Woche
Freuet euch in dem Herrn allewege,
und abermals sage ich: Freuet euch!
Der Herr ist nahe!

Segen
Es segne uns der treue und barmherzige Gott:
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

von Klaus Zimmermann

 

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