Kleiner Wortgottesdienst zum Sonntag Kantate von Heiko Wulfert

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn Er tut Wunder.

Er schafft Heil mit Seiner Rechten
und mit Seinem heiligen Arm.

 

Lied EG 286 (Singt, singt dem Herren neue Lieder)

 

Schöpfer des Himmels und der Erde. Alle Deine Werke rühmen Dich und die Himmel singen Dein Lob. Lass uns nicht stumm bleiben im Chor derer, die Dich preisen; mach unser Leben zu einem Lobgesang auf Deine wunderbare Macht und Güte, die Du uns zeigst in Jesus Christus, Deinem Sohn. Dir sei Ehre in Ewigkeit.                               Amen.

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas im 19. Kapitel:

Als Jesus schon nahe am Abhang des Ölbergs war,
fing die ganze Menge der Jünger an,
mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme
über alle Taten, die sie gesehen hatten,
und sprachen:
Gelobt sei, der da kommt, der König,
in dem Namen des Herrn!
Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!
Und einige von den Priestern in der Menge
sprachen zu Ihm:
Meister, weise doch Deine Jünger zurecht!
Er antwortete und sprach: Ich sage euch:
Wenn diese schweigen werden,
so werden die Steine schreien.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Ehre sei dir, Herr. Halleluja!

 

Lied EG 302 (Du, meine Seele, singe)

 

Predigttext aus 2. Chron. 5,2-6.12-14

Salomo versammelte alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des Herrn hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion. Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten Monat ist. Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die Lade auf und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war; … Und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen. Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HErrn. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HErrn lobte: „Er ist gütig und Seine Barmherzigkeit währt ewig“, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des HErrn, sodaß die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HErrn erfüllte das Haus Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder,

„Du aber bist heilig, der Du thronest über den Lobgesängen Israels“, so bekennt es gerade der 22. Psalm inmitten der Klagen des Leidenden. Die Erzählung von Salomos Tempelweihe deutet uns dieses Wort aus: Die Herrlichkeit des Herrn läßt sich im Tempel nieder, als die Leviten und Priesterchöre das große Gotteslob singen.

Da wo Gott ist, erklingt das Loblied Seiner Heiligkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. So sieht es der Prophet Jesaja in der großartigen Berufungsvision (Jes. 6). Das Buch der Offenbarung Johannes sieht nicht nur die Schrecken des göttlichen Gerichtes, sondern auch den Glanz und Jubel des Himmels, wo Engel und Erlöste Gott und dem Lamm ihr Lob bringen (Offb. 19).

Doch warum gerade das Singen? Wäre nicht die Verkündigung des Wortes in schlichter Strenge das der Heiligkeit eher Angemessene?  Das Lob Gottes ist eben mehr als die Rezitation von Bekenntnissen, der Glaube mehr als erlernbares Wissen, das Glaubensleben mehr als man in wohlformulierten Worten ausdrücken könnte.

Beim Singen ist der ganze Mensch beteiligt. Wer in einem Chor singt, in dem jede Chorprobe mit dem Einsingen beginnt, der weiß, wie sehr Körperhaltung, Atemführung, das Gestimmtsein des ganzen Menschen zum Singen gehören. Da sind wir nicht nur mit dem Denken, sondern mit dem ganzen Leib, mit unserem ganzen Menschsein dabei. Nicht weniger verlangt das Gotteslob vom Gläubigen.

Wir bringen uns selbst mit unserer Stimme und sie erklingt im gleichen Atem zusammen mit den Anderen, die Gottes Lob singen und Ihm ihre Lieder bringen. Mit ihnen übernehmen wir ein fremdes Wort eines Psalmes oder Liedes, das uns aus dem Strom der Tradition und der Gemeinschaft der Christen zufließt, und machen es zu unserem eigenen Wort. Was wir singen, hören wir zugleich, es durchdringt uns mit Klang und Gewicht des Wortes, daß wir werden, was wir singen. Eine Kirche, die nicht mehr singt, ist keine Kirche mehr.

Das Wort Gottes will zum Klang werden unter uns. Dieser Klang beginnt in der Stille, im Hören auf den Ton, der schon vor uns da ist und den wir aufnehmen. Verbunden mit dem rechten Ton findet das Wort den Weg zum Herzen. Das erleben wir beim Psalmengesang, beim Singen eines Chorals, aber auch bei dem Vortrag einer Lesung im Lektionston, also in gesanglicher Form. Das Klang gewordene Wort durchdringt und trägt unser Leben. Nicht umsonst nennt man Johann Sebastian Bach den fünften Evangelisten, haben seine Kantaten und Oratorien das Wort des Evangeliums doch in einer Weise den Menschen in die Herzen geschrieben, wie viele kluge Predigten es nicht tun könnten.

Was die auf den Balkonen singenden Menschen in den Corona-Zeiten erleben, das gilt noch mehr von dem Lied des Glaubens: Singen wir uns den Trost und die Zuversicht zu, werden wir zum Instrument, das Gottes Lob inmitten unserer Welt erklingen läßt, stimmen wir ein in die Chöre der Engel: Cantate Domino Canticum novum – singet dem Herrn ein neues Lied!

Amen.

 

Lied EG 289 (Nun lob, mein Seel, den Herren)

 


Die Engelchöre in den Visionen Hildegards von Bingen

 

Wir danken Dir Gott, für die Musik.

Wir danken Dir für die Freude, die uns durch Musik gemacht wird, für die Fröhlichkeit, die uns durch sie geschenkt wird, für die Gelassenheit, die sie uns gibt.

Wir danken Dir für den Trost, den wir in der Musik finden können, die Ruhe, die wir durch sie erfahren, und die Hoffnung, die sie uns schöpfen läßt.

Wir danken Dir für Dein Wort, das Du durch Musik zu uns sprichst, für Deine Mut machende Botschaft, für Dein befreiendes Evangelium.

Wir danken Dir für die Gemeinschaft, die die Musik unter uns stiftet, für das gegenseitige Verständnis und das Vertrauen, das sie fördert und das diese Gemeinschaft zusammenhält.

Wir bitten Dich, Gott, für unseren Chöre, für unsere Organisten und für alle, die von Dir künden mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern und Dir Ehre machen mit Worten und mit Werken im Namen Jesu Christi.

Amen.

Vater unser …

 

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

 


Eine Väterlesung

Aus einer Osterpredigt des hl. Augustinus

Es hat dem Herrn, unserem Gott, gefallen, daß wir alle, die wir hier versammelt sind – euch, meine Lieben, eingeschlossen -, Ihm das Halleluja singen. Es heißt übersetzt: „Lobe den Herrn!“ So laßt uns also den Herrn loben mit dem Leben und mit der Zunge, mit Herz und Mund, in Wort und Tat. Denn wir müssen Gott – nach Seinem Willen – das Halleluja so singen, daß es nicht im Widerspruch zu dem steht, der das Lob singt.  Darum soll zuerst in uns selbst die Zunge mit dem Leben und der Mund mit dem Gewissen übereinstimmen. Ich sage: die Stimme harmoniere mit den Sitten, damit nicht etwa das rechte Wort als Zeuge aufstehe gegen das böse Tun.

Seliges Halleluja im Himmel, wo die Engel der Tempel Gottes sind! Denn dort, unter den Sängern des Gotteslobes, ist höchste Harmonie. Dort ist der Jubel der Singenden nicht in Gefahr, weil kein Gesetz in ihren Gliedern mit dem Gesetz des Geistes im Streit liegt (Röm. 7,23). Dort gibt es nicht den Streit der Begierlichkeit, der den Sieg der Liebe gefährden könnte. Laßt uns hier auf Erden das Halleluja singen, wo wir noch in Sorge sind, damit wir es einst dort in Sicherheit singen können. …

Also auch hier laßt uns das Halleluja singen! Noch ist der Mensch zwar in Sünden; aber Gott ist treu! Er wird nicht zulassen, daß ihr versucht werdet, sondern: „Er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kraft versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, so daß ihr bestehen könnt“ (1. Kor. 10,13).

Du bist in Versuchung geraten. Aber Gott wird dir einen Ausweg schaffen, daß du in der Versuchung nicht zugrunde gehst.

Du gleichst einem Töpfergefäß: In der Verkündigung wirst du geformt, in der Drangsal gebrannt. Wenn du in Versuchung gerätst, denk an den Ausweg. Gott ist treu, „der Herr behütet ja deinen Eingang und deinen Ausgang“ (Ps. 121,8). Dann aber wird dein Leib unsterblich und unvergänglich sein, alle Verwesung wird vorbei sein.

O seliges Halleluja! O Halleluja in Geborgenheit, ohne Widersacher! Wo kein Feind mehr ist und kein Freund verlorengeht! Dort und hier gibt es Lob Gottes: hier von seiten derer, die noch in Sorge sind, dort aber von den Siegern in Ewigkeit. Hier in Hoffnung, dort in Erfüllung. Hier auf dem Weg, dort in der Heimat.

Heute laßt uns singen, nicht um uns der Ruhe zu erfreuen, sondern um in der Drangsal Trost zu finden. So wie Wanderer zu singen pflegen: Singe, aber schreite aus! Singend tröste dich in der Not, liebe die Verdrossenheit nicht! Singe und wandere! Geh nicht in die Irre, kehre nicht um, bleib nicht zurück!

 

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