Fronleichnamsmeditationen von Ralf‍-‍Reiner Schadow, Herr Anselm o.praem.

Fronleichnam

Wortbedeutung:

Fron = lebendig ; lichnam = Leib, Leichnam, also : heiliger, lebendiger Leib

Fronleichnam = feierliches Gedenken im Nachgang zum gründonnerstag, weil in der katholischen Gründonnerstagsliturgie eher die Fußwaschung im Mittelpunkt steht und die Einsetzung der Hlg. Eucharistie als Fest zu feiern wegen der Karwoche zurücktreten mußte

Im 13. Jahrhundert kam der Wunsch auf, das Zeichen des geheiligten Brotes – leibes – öffentlich zu zeigen. Deshalb kam die Prozession zu diesem Tag hinzu : unser Kostbarstes, der Leib des Herrn, wir zu den Menschen getragen. So sollte der Glaube an den gegenwärtigen Herrn in die Welt hineingesagt werden. Es ist der Herr, der von sich selbst sagte, daß er das Brot des Lebens für alle sei!

Wenn in diesem Jahr die öffentlichen Prozessionen wohl fast alle nicht durchgeführt werden können, so sollte an  diesem Eucharistie Tag  doch das Gedenken an Ihn, den Heiland, die heilige Speise, gerade jetzt in der Beschränkung noch tiefer bedacht werden.

 

Eucharistie
Messfeier
unermesslich

Schuldvergebung
unentgeldlich

Gotteswort
unausschöpflich

Freundesgabe
unausdenklich

Abschiedsworte
unvergesslich

Brotgemeinschaft
unaufhörlich

Friedensbrücke
unzerbrechlich

Lebensquelle
unbegreiflich

Geistesfeuer
unauslöschlich

Segenswege
unvergänglich

(Andreas Knapp)

Lesungen:
Deuteronomium 8, 2-3 . 14-16a
1. Kor. 10, 16-17

Evangelium:
Johannes 6, 51-58

Halleluja.
So spricht der Herr: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Halleluja.

Jesus macht es uns im ersten Moment mit seinen Worten, die wir im Evangelium lasen, eher schwer. Was machen wir mit solchen Aussagen wie:

  • Ich bin das lebendige Brot vom Himmel!
  • Wer das annnimmt und begreift und wer dieses Brot isst, wird ewig leben!
  • Das Brot ist mein Fleisch für das Leben der Welt!
  • Wenn ihr mich nicht esst, nich ganz in euch aufnehmt, habt ihr das Leben nicht in euch!

Verständlich, daß das damals wie heute mindestens merkwürdig klingt. Der Protest der Zuhörer ist vorprogrammiert. Was soll das? Was will er eigentlich, dieser Jesus?

Wir sollten vcielleicht erst einmal die Worte sich setzen lassen; denn hier sind nicht nur der Verstand oder die Meionungen gefragt; – Jesus will das Herz ansprechen. Und das Herz reagiert eben anders als ein rationaler Verstand! Am Ende ist Jesus wirklich ein Heilbringer fr die Seele, der die tieferenm Sehnsüchte anspricht. Vielleicht können wir so das Bild vom Brot besser verstehen.

In manchen Gegenden sagt man zum Beispiel von einem guten und liebevollen Menschen : „Er ist wie Brot“! Ist es deshalb nicht sogar berechtigt, von Jesus zu sagen : „Er ist wie ein Stück Brot“?!

Vielleicht sind deshalb diese Worte vom Brot, vom Fleisch, das man essen soll, letztenendes angemessene Deuteworte für das Leben Jesu. Der Evangelist Johannes hat diese Deutung angenommen und konnte deshalb ohne Probleme die im ersten Moment ungewöhnlichen Worte aufschreiben. Jesus war für ihn einfach eine göttliche Speise gewesen und geworden.  Er hat sogar, wie hier gesagt wird, sein Fleisch am Kreuz hingegeben für das Leben der Welt!

Er war wirklich wie ein Stück Brot. Schauen wir ih und sein Leben eben kurz an:

  • Er öffnet in den Gleichnissen den Blick für die einfachen, aber bewundernswerten Dinge. Da ist das Senfkorn, so klein, aber am Ende doch so groß. Da ist das Wachsen der Saat, das der menschlichen Schaffenskraft entzogen ist. Und doch ist der Mensch so erstaunt, wenn eine Ernte möglich wird.
  • Sein Leben im Blick auf die Armen, Schwachen, Sünder und besonders die Kinder wird zur scharfen Gesellschaftskritik am Gottesvolk. Es wird zur Mahnung, mit Gottes Liebe zu allen endlich ernst zu machen und mit eigenen Taten umzusetzen. Was hatte das für eine heilende Wirkung!
  • Da ist die Bereitschaft, Leid, Sterben und Tod aus Liebe zu uns im Sinne Gottes anzunehmen und so ein völlig neues, ungewöhnliches Bild von Gott zu zeigen, der frei schenkende Liebe ist und sein will. Wundert es, daß dieses Bild Gottes, das durch Jesus sichtbar wurde, nicht im Tod verblieb, sondern auferstad?!

Wenn uns Jesu Leben fasziniert, dann sollte es uns nicht verwundern, wenn er sagt, wir sollen dieses Leben Fleisch in uns werden lassen. Er will mit uns leibhaftig eins werden, damit wir durch ihn und mit ihm und in ihm eins werden mit Gott.

Wie kann diese Verleiblichung geschehen?

Werden wir doch wie er ein Stück Brot für andere:

  • Setzen wir uns für Gottes Schöpfung im eigenen Leben ein und gehen verantwortlich mit der Natur und ihren Ressourcen um. Es kann und darf nicht sein, daß  wir die Erde ausplündern und damit Leben nachkommender Generationen vernichten.
  • Erzählen auch wir in angemessenen Bildern, woraus wir leben, was uns trägt und welche Hoffnung und bestimmt. Hören wir auf, nur noch Sensationelles zu beachten oder zu verbreiten. Unser Leben ist ein Geschenk, mit dem wir einfühlsam umgehen sollten. Heißt es doch zu recht im 1. Petrusbrief: „Gebt Rechenschaft von der Hoffnung, die euch erfüllt“.
  •  Nehmen wir einander besser wahr und stellen nicht nur unsere Sorgen und Fragen in die Mitte. Fragen wir uns doch vielmehr, was wir für andere geben und sein können. Wie berührend ist es doch, wie viele in dieser Krisenzeit eine großartige Krativität in solidarischem Handeln über die Generationen hinaus zeigen. Ist das nicht „Brot“, das nachhaltig wirkt?

Bleiben wir einander „Brot“. Nähren wir uns von Zuwendung, Hilfsbereitschaft und gemeinschaftlichem Handeln. Wenn wir so leben, werden uns Jesu Worte nicht mehr fremd sein, weil wir leibhaftig Nähe und Gemeinschaft erleben. Jesus lebte sie vor und wünscht, daß wir wie er, einander zur „Speise“ werden. Wir werden zu einer spürbaren Gottesbotschaft, zum Hinweis auf den, den uns Jesus bisheute nahe bringt!

Wie großartig wäre es, wenn man an uns, den Christen, immer mehr „Geschmack“ fände, weil unser Leben eine köstliche Gabe für andere wird, wie Jesus sie geworden und bleibend ist!

 

Wir beten an:

Christus,

im Brot bei mir,

du erfüllst mich ganz,

du bist mir Nahrung,

lebensnotwendige Speise,

Kraft und Stärke,

Leben für mich.

Christus,

im Brot bei mir,

Geschenk Gottes,

Licht der Welt,

Quelle des Lebens,

Weg zum Vater,

Leben für mich.

Christus,

im Brot bei mir,

Gemeinschaft und freude,

Hoffnung und Zuversicht,

Verbindung mit Gott,

Verbindung mit den Menschen,

Leben für mich.

(W. Brixner/O. Hellmich-Brixner)

 

Vater unser …

 

Unser Herr Jesus Christus gewähre uns Segen und Heil, damit wir mutig die Wege des Glaubens , der Hoffnung und der Liebe gehen können.

Amen

Unser Herr Jesus Christus stärke unseren Glauben durch sein Wort und durch sein Sakrament, damit wir als Glieder des einen Leibes in seinem Geist leben können.

Amen

Unser Herr Jesus Christus lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens, damit wir beharrlich im Guten fortschreiten und Vollendung finden an dem Tag, da das Hochzeitsmahl des ewigen Lebens eröffnet wird.

Amen

Das gewähre uns Gott, Vater, Sohn (+) und Heiliger Geist . Amen.

Gelobt sei Jesus Christus.

In Ewigkeit.

Amen.

 

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