Auszug aus dem Gottesdienst zu Judika, von Pfr. Christoph Thiele

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Willkommen, lieber Leser, zu einer Einkehrzeit mit dieser Andacht!
Der Sonntag mit dem Namen „Judika“, d.h. „Schaffe mir Recht, (Gott!)“, zeigt uns den Jesus Christus, der für uns aufgebrochen ist, um durch das Leiden hindurchzugehen. Seine dienende Liebe für die Welt bringt Menschen Erlösung und verleiht festen Halt zu allen Zeiten.

Pfarrer Thiele

Gebet

Herr Jesus Christus,

du bist auf dieser Welt den Weg der dienenden Liebe gegangen.

Wir Menschen sind deine Passion,

du hast deine Leidenschaft für uns mit dem Leben bezahlt.

Lass dir dienen, wie du es verdienst,

Voll Liebe und mit einem großen Herzen.

Darum bitten wir dich,

der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst in Ewigkeit.

Amen.

 

Predigtwort Hebräer 13,12-14

Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut,
gelitten draußen vor dem Tor.
So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager
und seine Schmach tragen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir.

 

Lieber Leser,

große Geduld ist von uns gefordert in dieser ungewöhnlichen Zeit der Corona-Krise mit Ausgangsbeschränkung. Mehr als in den bisherigen Erinnerungen wird in diesem Jahr die Passionszeit zu einer besonderen Erfahrung. Der Leidensweg Jesu rückt näher und wir teilen – unerwartet – mit ihm einen eigenen bislang unbekannten Leidensweg.

Mit einem Mal gewinnen die Worte aus dem Hebräerbrief eine tiefere Bedeutung, wenn es da heißt, dass Jesus „draußen vor dem Tor“ gelitten hat. Es ist der Hinweis, dass das Kreuz Jesu draußen vor der Stadt Jerusalem auf dem Berg Golgatha aufgerichtet wurde. Bewusst verbannt aus der Stadt mit ihrem Leben, so wie man auch Aussätzige nach draußen vor die Wohnorte verbannt hatte, um sich nicht bei ihnen anzustecken. Demonstrativ ausgestoßen aus der Gesellschaft in der Einsamkeit sollten die Gekreuzigten sterben.

„So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.“ So werden die Gläubigen aufgefordert, Jesus nicht alleine zu lassen und sich zu ihm zu bekennen. Mutig war, wer das damals wagte, da hinauszugehen an den Ort der Verbannung und seine Solidarität mit dem Gekreuzigten bekundete. Der Hebräerbrief formuliert diesen Aufruf viele Jahre nach dem Geschehen von Golgatha. Es ist also der allgemeine Aufruf, sich zu dem Leidensweg Jesu zu bekennen zu allen Zeiten. Diesem Ruf folgend, feiern wir in der Kirche noch heute Jahr für Jahr die Passionszeit. Denn ohne die Verinnerlichung dieses Leidensweges Jesu kann man das Ostergeschehen nicht ermessen. Dabei soll die Betrachtung des Leidens Jesu für uns zum Spiegel für die eigene Seele werden. Für die Vorbereitung auf Ostern soll unser eigenes Leben auf den Prüfstand kommen, damit wir mit dem Fest der Auferstehung neu aufbrechen können. Wenn nötig, sollen wir Dinge und Verhaltensweisen ändern und dann mit neuer Einsicht, mit neuem Mut vorangehen.

Es ist eine ganze Lebenshaltung, die wir als Christen immer wieder suchen und einnehmen wollen. Wir sind auf dem Wege ins „himmlische Vaterland“, in das unser Lebensweg einmünden soll. „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Wir gehen einen „Pilgerweg“, einen Weg durch unser irdisches Dasein hinein in das ewige Leben bei Gott. Viele Menschen suchen eine derartige Erfahrung intensiver, wenn sie sich für einige Zeit auf einen der ausgezeichneten Pilgerwege begeben. Einer der bekanntesten ist der Jakobusweg, der auch über den Kalchreuther Kirchhof führt. Der Apostel Jakobus, dessen Grab im spanischen Santiago de Compostela das Ziel dieses Weges ist, begleitet mit seinem Bild die Jakobspilger. Auch auf dem Kalchreuther Altar erinnert er daran, dass wir als Volk Gottes auf dem Weg sind und darauf bleiben sollen, dass wir immer wieder aufbrechen und das Ziel des himmlischen Vaterlandes nie aus den Augen verlieren sollen, auch jetzt nicht, in bedrängter Zeit.

Bleiben Sie behütet auf Ihren Wegen, an Ihrem Ort!

Amen.

 

 

 

St. Jakobus
Figur auf dem Altar der St.-Andreas-Kirche, Kalchreuth

 

 

Fürbitten

Gütiger Gott, dein Sohn hat uns gedient und sein Leben für uns gegeben. Durch ihn bitten wir dich:

Lass uns in deiner Kirche in geschwisterlicher Liebe füreinander da sein und für alle, die Hilfe brauchen.

Gib den Mächtigen den Willen und die Kraft, gegen Hass und Unterdrückung vorzugehen.

Erlöse uns von dem Wahn, die Größten sein zu müssen; mach uns aufmerksam dafür, wo andere bedrückt werden – auch durch uns.

Hilf uns zu einem guten Miteinander, in dem einer die Last des anderen mitträgt.

Lass unsere Verstorbenen im Licht deiner Liebe geborgen sein.

Gütiger Gott, deine Macht ist die Macht der Liebe. Lass uns ihr vertrauen und deinem Sohn Jesus Christus folgen.

Der mit dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und regiert in Ewigkeit.

Amen.

 

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Für die Evangelische Michaelsbruderschaft

Pfarrer Christoph Thiele
Vikar des Ältesten

Evang.-Luth. Pfarramt Kalchreuth
Dorfplatz 6, 90562 Kalchreuth

 

 

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