Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe. Philipper 4,4.5b
Liebe Brüder!
Die Freude hält sich in engen Grenzen, wenn man merkt, dass der Totalabsturz des Computers auch den fast fertigen Impuls zum 4. Advent mit in den Orkus gerissen hat und nun eine zweite Auflage fällig wird. Aber vielleicht ist das gar kein schlechter Einstieg ins Thema.
Wir sind doch manchmal gar schnell dabei, wenn es ums Jammern und Klagen geht. Seien es die (wirklich nicht einfachen) Zustände in unseren Kirchen, seien es die politischen Zustände im Weissen Haus, in unserem eigenen Land oder sonst wo auf der Welt, es gibt genügend gute und weniger gute Gründe in ein grosses Lamento auszubrechen.
Aber was bringt’s? Können wir mit unserem Lamentieren und unserem Pessimismus den Lauf der Welt auch nur um einen Millimeter bewegen? Wenn überhaupt, dann höchstens zum Schlechten. Im Wochenspruch zum 4. Adventssonntag propagiert Paulus eine andere Lebenshaltung, auch wenn es sicher auch im Philippi seiner Zeit mehr als genug Gründe zur Klage gegeben hat.
Freut euch alle Zeit! Das will geübt sein, genau gleich wie die Antiphonen und Psalmtöne, die unserer Bruderschaft ihr ganz besonderes Gesicht geben. Es braucht das bewusste Hinschauen auf das Kleine und Unscheinbare. Es braucht die bewusste Aufmerksamkeit auf all das, was gelingt und gedeiht, auch wenn dies keinen Zeitungsartikel und nicht mal einen Post auf Instagram wert ist. Es braucht gleichzeitig auch das bewusste Wegschauen von dem, was meine Aufmerksamkeit mit lautem Geschrei und grellem Getöse gefangen nehmen will.
Sich freuen ist einerseits natürlich eine ganz spontane Regung, wenn uns irgendetwas überrascht, vielleicht sogar überwältigt. Es ist aber genauso die eingeübte Haltung des Menschen, der bewusst und gezielt über all das staunt, was ihm im Alltag an kleinen und kleinsten Wundern begegnet und der dafür Gott dankt.
Der Hauptgrund zur Freude, den Paulus nennt, lautet: Der Herr ist nahe. Das ist die grosse Hoffnung der Christenheit. Daran erinnert auch dieses Jahr die Adventszeit. Doch es gibt auch schon in dieser Zeit des Wartens in dieser Welt unzähliges, was uns Freude bereiten kann, wir müssen es nur wahrnehmen, wertschätzen und davor schützen, von unseren negativen Gedanken beiseitegeschoben zu werden.
Euer Bruder Michael Rahn
Bild: Weihnachtsszene aus der vollständig ausgemalten Seefahrerkirche Pyhämaa in Westfinnland, 2. Hälfte 17. Jhd. (Bild: M.R).