Impuls in der Fastenzeit: Oculi – 3. Sonntag in der Fastenzeit 2025

 Wer die Hand an den Pflug legt 

und sieht zurück, 

der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. 

Lukas 9,62 

Meine Brüder! 

Das Evangelium dieses Sonntags (Lukas 9,57-62) stellt drei kleine Vignetten zusammen. Je-sus begegnet Menschen, es geht um den Mo-ment des Wortwechsels, der in die Nachfolge ruft. Kein Vorher, kein Nachher. Wir hören nicht, was daraus wurde. Auf den Moment kommt es an. 

Als Brüder haben wir irgendwann in unserem Leben den Ruf Jesu gehört. Vielleicht war eine dramatische Bekehrung die Folge, vielleicht ein langsamer Prozess der Veränderung. Was denn genau: bei Dir und bei mir? Es ist gut und wichtig, diesem Ursprungsimpuls unseres geistlichen Weges nachzuspüren. Was war da, das uns angezogen hat? Und: Was ist daraus geworden? 

Mich hat vor vielen Jahren berührt, was unser lang schon verstorbener Bruder Hanfried Moes über Einkehrzeiten in der anglikanischen Kirche erzählte. Der Priester sei zu drei Retreaten verpflichtet: Eine fünf Jahre nach Antritt seines Dienstes, um die Fehler des Anfang zu erkennen; eine nach zehn Jahren, um in die „erste Liebe“ zurückzukehren; eine fünf Jahre vor Dienstende, um sich auf das Sterben vorzubereiten. Das Letztere ist übrigens etwa meine eigene Lebensstation. 

Tun wir damit aber nicht genau, was Jesus untersagt: „zurückblicken“? Es gilt aber, zwei Bewe-gungen des Glaubens unterscheiden: Der geistliche Weg braucht, ebenso wie die eucharisti-sche Liturgie, die „Anamnese“, das lobpreisende Eingedenken der großen Taten Gottes. So möchte ich das notwendige „Zurückblicken“ verstehen. Die Anamnese aber führt, wiederum wie in der Feier der Eucharistie, in die Präsenz, in die Entdeckung der Gegenwart Gottes im Hier und Jetzt, verborgen in Brot und Wein, verborgen in der armseligen Gestalt meines eigenen Lebens. 

Aus dieser Präsenz erwächst dann die Fühlungnahme mit der eigenen Berufung, mit meinem ureigenen Platz im Leben, den nur ich einnehmen kann. Hier soll ich die Hand auf den Pflug legen („epibalon“), um die Furchen zu ziehen, in denen das gute Korn wachsen und Frucht bringen kann – und wird! Das braucht Fokussierung auf die anstehende Aufgabe, Präsenz und Blick nach vorne. Wohlverstanden: Das ist keine Maxime zur Verstärkung einer gesellschaftlichen Kultur der Hyste-rie, die ihre Obsession für Veränderung pflegt und ihre Erinnerungen entweder musealisiert oder entsorgt. Es meint vielmehr Fokussierung auf das Nächstliegende gerade dieser Aufgabe, gerade dieses Menschen, gerade dieses Tages – und Anamnesis, Eingedenken dessen, was mich und uns von lang her trägt. 

Meine Bitte an Euch, meine Brüder, ist es, in dieser Woche des Sonntags Okuli Eurer Berufung nachzuspüren: Wo hat Dich der Ruf Jesu getroffen? Was hast Du daraus gemacht, bzw. was hat ER daraus gemacht? Und: Was bedeutet diese Berufung für Dein „Pflügen“ hier und heute. Vollkommen klar, dass wir genau diese Fragen an uns selbst als Bruderschaft stellen sollen. 

Euer Bruder Roger Mielke 

Foto: Bertrand Colombo via unsplash 

 

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