Impuls in der Fastenzeit: Reminiszere – 2. Sonntag in der Fastenzeit 2025

Liebe Brüder,

die Spiritualität unserer Bruderschaft weiß, dass unterhalb unseres aktiven, denkenden Bewusstseins eine tiefere Ebene liegt: ein Bildbewusstsein. Diese Welt innerer Bilder ist nicht ohne weiteres zugänglich; am ehesten erschließt sie sich in der Versenkung, der Meditation. Innere Entscheidungen, Klärungen, Reifung kann sich hier vollziehen. Umgekehrt kann von außen ins Bildbewusstsein einsickern, was der geistlichen Gesundheit nicht zuträglich ist. Aus guten Grund verlangt die Regel von den Brüdern, darauf zu achten, dass nicht wahllos alles Mögliche durch das Tor der Sinne in die Seele eindringt. Dieser Rat gilt an allen Tagen, aber er ist besonders in der Fastenzeit zu beherzigen. Noch viel mehr als zur Entstehungszeit unserer Regel ist man heute, gerade im Internet, einer ungefilterten Bilderflut ausgesetzt. Die Fastenzeit soll eine Zeit der Wachsamkeit sein im Umgang mit diesen Bildern. In vielen katholischen Kirchen sind in der Fastenzeit die Bilder und Statuen verhüllt – mal mit besonderen Fastentüchern, oft mit einfarbigem violettem Stoff. Der Kirchenraum ist überraschend karg dadurch. Ab dem Sonntag Judika sind auch die Kreuze verhüllt. Diese Form von visuellem Fasten führt noch einen Schritt weiter als die bloße Wachsamkeit im Bilder-Gebrauch: sie entzieht dem Auge auch geistliche Nahrung. „Meine Seele dürstet nach Gott“ (Ps 42). Das visuelle Fasten lädt zu einer Konzentration in der Gottesbeziehung. Die kann auch fruchtbar werden in der Sorge um die Welt der inneren Bilder. Gerade dort wartet Gott auf Dich.

Gesegnete Fastentage wünscht Euch

Euer Bruder Florian Herrmann 

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