Bericht über das Michaelsfest 2024 in Mainz

Michaelsfest der Konvente Hessen, Mitte-Ost und Schweiz vom 26. bis 29. September 2024 in Mainz
Wir begannen das Fest mit der Vesper und trafen uns danach zu einer kurzen Vorstellungsrunde, bevor wir einen Vortrag von Frau Dr. Martina Horn hörten, der der Krönung von Konrad II. im Alten Dom von vor tausend Jahren gewidmet sein sollte. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass Frau Horn eher das byzantinische Kaisertum als das deutsche am Herzen liegt, wobei Byzanz ja wohl auch kunsthistorisch mehr hergibt. So erlebten wir einen opulent bebilderten Vortrag über das byzantinische Kaisertum. Das Kaisertum war hochritualisiert, und so gabes keine Herrschaft ohne Krönungszeremonie und in Byzanz insbesondere nicht ohne Salbung. Erforderlich war auch das Einvernehmen mit den drei wichtigen Verfassungsorganen Volk, Senat und Armee. Anschließend wurde der Kaiser vom Patriarchen gekrönt, der aber selbst vom Kaiser ernannt wurde. Von zentraler Wichtigkeit bei einem Königs- oder Kaisertum ist die Nachfolgeregelung: während das römische Reich die Nachfolge durch Vererbung (möglicherweise an adoptierte Nachfolger) kannte, gab es in Byzanz zwei Möglichkeiten: entweder der zukünftige Kaiser fungierte zunächst als Mitkaiser, wobei ein Kaiser auch seinen Sohn zum Mitkaiser ernennen konnte, oder er riss die Herrschaft als Usurpator an sich. Eine makabre Rolle spielten oft die Kaiserinnen – es kam durchaus vor, dass sie den Kaiser ermorden ließen und einen ihnen genehmen Ehemann als Kaiser installierten, der dann aber ebenfalls seines Lebens nicht sicher sein konnte.
Der Vortrag endete etwas abrupt, da die Zeit für die Complet nahte, nach der wir noch etwas Gelegenheit zu privaten Gesprächen – möglicherweise bei einem Glas Wein – hatten. Auch hier haben wir wieder ganz besonders Josef Natrup und Christean Wagner zu danken, die uns mit einer Auswahl aus ihren wohlsortierten Weinkellern erfreuten.
Den Freitag begannen wir mit der Gedächtnismesse, in der wir der im vergangenen Michaelsjahr verstorbenen Brüder gedachten – Bruder Peter Schwarz leitete souverän das Requiem, und Holger Berninghaus begleitete die Feier an der Orgel. Den Vormittag benutzten wir nach Konventen getrennt für die Konventsrechenschaft.
Aus dem eigentlich vertraulichen Konvent kann ich aber doch einige Termine berichten:
  • Am 16. November findet ein Konvent in Marburg statt
  • Vom 6. bis 9. Januar 2025 sind wir zum Epiphaniaskonvent in
  • Engelthal
  • Am Ostermontag, 21. April, wird unser Konventsältester Volker Truschel im Alten Dom in Mainz verabschiedet
  • Vom 25. bis 27. April treffen wir uns mit der GSM im Bonifatiushaus in Fulda
  • Der Konvent auf dem Lande soll in Wiesenthal bei Thomas Kraft stattfinden
  • Vom 9. bis 12. Oktober feiern wir das Michaelsfest in Mühlhausen mit den Konventen Mitte-Ost und Oberrhein
  • Das Michaelsfest 2026 feiern wir als gemeinsames Fest in Vierzehnheiligen
  • Der Osterkonvent 2026 mit der GSM soll auf dem Volkersberg am Rande der Rhön stattfinden
Die Sext beteten wir dann wieder zusammen, nach der Mittagspause trennten wir uns zur Einzelrechenschaft. Wie üblich am Tag der Rechenschaft schwiegen wir vom Abendessen bis zur Beichtfeier, die die Konventsältesten Volker Truschel und Dirk Vogel mit uns hielten. Mir ist noch nie aufgefallen, dass in dieser Feier immer und ausschließlich die Brüder angeredet werden. Das hat zweifellos seine Richtigkeit, und die Gäste dürfen ja auch teilnehmen. Mit der Feier der Vigilien wurde der Tag beendet. Der Samstag wurde (optional) mit der Matutin begonnen.
Nach dem Frühstück folgte die Bruderschaftsmesse, die Heiko Wulfert, Roger Mielke und Thomas Kraft mit uns feierten. In dieser Feier wurde der Schweizer Konventsälteste Rolf Mauch vom Ältesten der Bruderschaft, Roger Mielke, entpflichtet und Michael Rahn als sein Nachfolger eingeführt. Überdies wurden drei Brüder in der Probezeit in den Konvent der Brüder aufgenommen: Thomas Roscher aus dem Konvent Mitte-Ost sowie Uelie Kieser und Nathanael Rochow aus dem Konvent Schweiz.
Nach der Messe hörten wir den Festvortrag von Prof. Holger Kuße von der TU Dresden über „Verbale Aufrüstung und der Begriff des Dämonischen – Beispiele aus dem russisch-ukrainischen Krieg“.
Mit dem Mittagsgebet wandten wir uns erfreulicheren Gedenken und Vorstellungen zu. Dazu begaben wir uns zu der nur wenige Schritte entfernten Kirche St. Stephan. Hier begrüßte uns eine kunsthistorisch gebildete Dame aus Volker Truschels Kirchenvorstand, die uns die Fenster erklärte. Leider herrschte in der Kirche ein extrem störender Geräuschpegel, so dass ich nur einen Bruchteil ihrer Ausführungen verstehen konnte. Wenn man die Kirche betritt, überwältigt einen das „blaue Wunder von Mainz“. Die Kirche wird von 28 Buntglasfenstern in ein blaues Licht getaucht – beim Eintreten nimmt man ein lichtes Blau wahr, das aber immer intensiver wird, je mehr man sich dem Ostchor zuwendet. Die Themen der Fenster sind dem biblischen Bilderkreis entnommen. Das Mittelfenster begann mit einer „Vision der Väter“, die der Künstler im Fortgang des Werkes zu einer „Vision der Heilsgeschichte“ erweiterte, denen das „Lob der Schöpfung“ in den seitlichen Chorfenstern folgte, und noch in seinem 98. Lebensjahr hat er kurz vor seinem Tod das Querhausfenster vollendet. Dass er überhaupt angefangen hat, ist schon ein Wunder: Chagall hatte zwar vor dem Krieg in Berlin gewirkt, mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus aber Deutschland mit üblen Vorahnungen verlassen – seine Werke wurden dann auch von den Nazis mit als erste verfemt und sogar verbrannt. Chagall hatte sich geschworen, nie wieder deutschen Boden zu betreten und hat sich daran auch gehalten. Es ist nur der hartnäckigen Überzeugungskraft eines katholischen Geistlichen an St. Stephan zu verdanken, dass der gläubige Jude Chagall diese Arbeit aufgenommen hat. Nach seinem Tod hat dann sein Schüler Charles Marq sein Werk vollendet. Zum Ende unseres Besuchs in St. Stephan besichtigten wir noch denn spätgotischen Kreuzgang von St. Stephan. Von hier aus begaben wir uns zur Marienkapelle des Maria-Ward-Klosters zur Michaelsvesper, die Daniel Kallen leitete. Peter Sachi hielt uns eine engagierte und emotionale Predigt.
Die Agape feierten wir dann wieder „daheim“ im Erbacher Hof. Neben den klassischen Reden erfreute uns Christian Erben mit mehreren Cellostücken von Bach bis Mendelssohn. Nach der Einleitungsliturgie dauerte es nicht lange, bis Frank Pollenske uns eine kritisch-distanzierte Rede auf die Kirche hielt. Nun mag die Kirche so ihre Fehler haben und wir können auch daran leiden, aber ich zitiere immer wieder im Sinne von Catos ceterum censeo den Ausspruch eines unserer früheren Konventsältesten in Hessen, Klaus Koch, der uns immer wieder ermahnte: „Ihr sollt die Kirche nicht kritisieren – ihr sollt sie lieben.“ Leider mussten wir kurz nach dieser Rede unseren Raum mit den festlich gedeckten Tischen verlassen und in einen Raum mit unbequemer Kinobestuhlung umziehen. Als nächster kam Bruder Wickihalder mit einer Rede über die Bruderschaft zu Wort. Ich hatte gehofft, seine Notizen noch zu erhalten, aber ich möchte die Verteilung meines Berichts auch nicht verzögern.
Die im allgemeinen als schwierig angesehene Rede über das Vaterland war Bruder Christean Wagner zugefallen.
Nach den Reden endete die Agapefeier ziemlich rasch, und wir hielten noch das Brudergebet. Die Messe zum Michaelsfest begann etwas später, da wir sie als Sonntagsgottesdienst mit Volker Truschels Gemeinde im Alten Dom hielten. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hatte man jetzt nicht mehr das Gefühl, sich in einer Baustelle zu befinden, obwohl natürlich das Provisorium nicht zu übersehen ist, aber angesichts des Desinteresses der Landeskirche ist mehr wohl auch nicht zu erreichen. Wie dem auch sei, Volker Truschel feierte mit uns (assistiert von Jörg Rustmeier und Ueli Kieser eine beeindruckende Messe. Die Predigt hielt Bernd Dechant. Nach dem Mittagessen versammelten wir uns noch einmal, um die Weisung für das neue Michaelsjahr zu hören und die Entlassungsfeier zu begehen.
Am Ende dieser schönen Festtage bleibt eine angenehme Chronistenpflicht, sehr vielen Brüdern zu danken, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben. Auf den Konventsältesten allen voran auf Volker Truschel, der ja auch der pastor loci war, lastete ein großer Teil der Arbeit. Für die Organisation und die umfangreichen Vorbereitungen haben wir wie immer Jürgen Renner zu danken, Holger Berninghaus  sei für sein Orgelspiel bei den Messen gedankt, und wir wollen auch die Brüder nicht vergessen, die wie Christean Wagner oder Thomas Kraft andere im Auto mitgenommen haben.
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